Marino-Rücktritt erschwert Endspurt für Jubiläumsvorbereitungen

Vor dem Heiligen Jahr ist Rom ohne Bürgermeister

Die Stadt Rom hat Rückstand bei den Vorbereitungen zum Heiligen Jahr. Und nun tritt auch noch der Bürgermeister zurück. Der Vatikan gibt sich gelassen. Italiens Regierung sichert derweil Unterstützung zu. 

Autor/in:
Johannes Schidelko
Roms Bürgermeister Ignazio Marino / © Ettore Ferrari (dpa)
Roms Bürgermeister Ignazio Marino / © Ettore Ferrari ( dpa )

Genau zwei Monate vor Beginn des Heiligen Jahres hat Roms Bürgermeister Ignazio Marino seinen Rücktritt eingereicht. Der Amtsverzicht fällt in die entscheidende Vorbereitungsphase für den Ansturm von bis zu 30 Millionen Pilgern und Besuchern. Am 8. Dezember eröffnet Papst Franziskus im Petersdom die Heilige Pforte zum kirchlichen "Jubiläum der Barmherzigkeit". Ist die Stadtverwaltung schon jetzt im Rückstand mit dem angekündigten Ausbau der Infrastruktur, so dürfte sich der nun noch weiter verzögern. Die "Ewige Stadt", die sich für viele Großereignisse als sympathischer und souveräner Gastgeber zeigte, läuft Gefahr, sich der Weltöffentlichkeit diesmal schlecht vorbereitet zu präsentieren.

Bürgermeister kann Rücktrittsentscheidung noch widerrufen

Marino, der seit Monaten unter heftigem Beschuss stand und nun über angeblich veruntreute Steuergelder stolperte, kann seinen Schritt binnen 20 Tagen widerrufen. Er will prüfen, ob er den erforderlichen Rückhalt für die Fortsetzung seiner Arbeit und den Aufbau einer neuen Stadtverwaltung erhält. Denn mit ihm sind weitere führende Mitarbeiter zurückgetreten. Und in den vergangenen Monaten hatte der Korruptionsskandal "Mafia Capitale" zur deutlichen Ausdünnung seiner Stadtregierung geführt.

Keine Stellungnahme aus dem Vatikan

Aus dem Vatikan gab es keine Stellungnahme zu dem Rücktritt. Die Planungen für das Heilige Jahr würden damit nicht leichter, hieß es allerdings aus Kirchenkreisen. Auch bisher schon war man im Vatikan nicht glücklich über den schleppenden Fortgang. Es sei zu befürchten, dass sich die Stadtverwaltung jetzt noch mehr mit sich selbst beschäftige. Allerdings: Nicht Marino direkt, sondern vor allem Stadt-Kommissar Franco Gabrielli war mit der Koordination der Vorbereitungen betraut.

Das erklärt vielleicht die Gelassenheit in den vatikanischen Planungsstäben. Es gab keine Krisensitzung beim Rat für die Neuevangelisierung, der das Jubiläumsjahr vorbereitet. Dessen Präsident Erzbischof Rino Fisichella nahm am Freitag wie gewohnt an den Beratungen der Weltbischofssynode teil.

Schleppende Arbeiten in Vorbereitung auf Heiliges Jahr der Stadt Rom

Und davon ist man derzeit noch ein gutes Stück entfernt. Anders als zum Heiligen Jahr 2000, vor dem die Stadt Rom fünf Jahre lang einer Großbaustelle glich und Straßen, Plätze und Paläste restauriert wurden, nahm man sich diesmal nur zwei Projekte vor: Eine Reihe von Straßenbaumaßnahmen soll einen besseren Fluss der Pilgerströme ermöglichen. Und an bestimmten Pilgerpunkt der Stadt, etwa an großen Kirchen und entlang von Pilgerwegen, sollen Grün- und Rastanlagen gereinigt und ausgebaut werden. Insbesondere will die Stadt vier alte Pilgerwege vom Lateran und der Basilika Maria Maggiore zum Petersdom fußgänger- und behindertengerecht ausbauen. Denn im Heiligen Jahr sollen Reisebusse komplett aus dem Innenstadtbereich ausgesperrt bleiben.

Größte Pilgerströme erst ab 2016 erwartet

Von diesen Arbeiten ist freilich bislang noch wenig zu sehen. Selbst wenn die Baustellen künftig 24 Stunden am Tag geöffnet bleiben, ist unklar, was bis 8. Dezember fertig werden kann. Die großen Pilgerströme dürften ohnehin erst Anfang 2016 einsetzen. Natürlich wird die Eröffnung der Heiligen Pforte ein Großereignis, und auch zu Weihnachten kann man mit mehr Pilgern als in normalen Jahren rechnen.

Aber erst mit Beginn der Fastenzeit - Aschermittwoch ist am 10. Februar - stehen die großen Jubiläumsveranstaltungen auf dem Programm. Dann erwartet man auch einen großen Ansturm vor allem aus Süditalien, wenn die Reliquien des heiligen Pater Pio in römischen Kirchen ausgestellt und dann in Prozession über den Petersplatz geführt werden.

Vielleicht erweisen sich auch die Spekulationen um die hohen Besucherzahlen in Rom als falsch. Der Vatikan hat sich daran nie beteiligt. Vielleicht wird das "Jubiläum der Barmherzigkeit" in erster Linie auf Ebene der Ortskirchen begangen, wie Papst Franziskus es angeregt hat. Und vielleicht schrecken auch das Gezänk in der römischen Stadtverwaltung und die mangelnde Vorbereitung manchen Besucher von einem Besuch ab.

Regierung verspricht Anstrengungen 

Italiens Regierung ist Befürchtungen entgegengetreten, die Organisation des Heiligen Jahres der katholischen Kirche sei durch die Rücktrittsankündigung von Roms Bürgermeister Ignazio Marino in Gefahr. Die Regierung unternehme "größte Anstrengungen, damit das Jubiläum ein Erfolg wird und gewährt allen von dem Ereignis betroffenen Institutionen die nötige Hilfe", heißt es in einer Erklärung des Präsidialamtes von Ministerpräsident Matteo Renzi, die italienische Medien am Samstag zitierten.

"Wir sind sicher, dass Rom für den 8. Dezember bereit sein wird." An diesem Tag eröffnet Papst Franziskus das Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Im Laufe des Jahres werden bis zu 30 Millionen Pilger aus aller Welt in Rom erwartet. Zugleich teilte die Regierung mit, dass der Stadt Rom weitere 30 Millionen Euro für dringende Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. «Wir vertrauen darauf, dass die Stadt sie zügig und bestmöglich einsetzt», heißt es dazu.

 

 


Quelle:
KNA