Martin Luther hat die deutsche Sprache geprägt wie kein anderer

Karl-Heinz Göttert über "Martin Luther / Das große Lesebuch“

"Mit den paar Theologen wäre man damals fertig geworden, aber wenn da plötzlich ganze Hundertschaften diese Texte lesen, dann wird es schwierig“, das sagt Professor Karl-Heinz Göttert. Der Germanist hat die wichtigsten deutschen Texte von Martin Luther in einem großen Lesebuch versammelt. Im domradio.de Interview spricht er über die Wirkung der Luther Texte damals und über die Bedeutung für die deutsche Sprache bis heute.

Cranach d.Ä.: Martin Luther als Augustinermönch, nach 1546 (Ausschnitt) / © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Cranach d.Ä.: Martin Luther als Augustinermönch, nach 1546 (Ausschnitt) / © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

"Martin Luther hat der deutschen Sprache sehr geholfen“, sagt Professor Göttert: "Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die deutsche Sprache in viele Dialekte zersplittert. Es existierte keine gemeinsame Sprache – und gerade im schriftlichen Bereich erwartet man das ja“. Deswegen haben die einheitlichen deutschen Texten von Martin Luther auch so eine große Bedeutung. Und: Vieles, was wir heute sagen, geht auf Luther zurück, besonders natürlich auf seine Bibelübersetzung. Wenn wir heute von "Feuertaufe" oder "Schandfleck" sprechen, wenn wir Ausdrücke wir "Lückenbüßer“, "Gewissensbisse“, "Lästermaul“ oder "Lockvogel“ benutzen oder geflügelte Worte wie "die Zähne zusammenbeißen“, "im Dunkeln tappen“, "ein Herz und eine Seele" sagen oder vom "Wolf im Schafspelz“ sprechen, dann ist das alles Luthers Wortwahl. "Diese Zitate haben sich eingewurzelt in unsere Sprache und dazu geführt, dass wir uns besser verstehen“, sagt Göttert.

Diskussionsstoff nicht nur für Theologen

Martin Luthers deutsche Texte sorgten dafür, dass damals viel in Bewegung geriet. In ganz Deutschland waren sie verbreitet – in einmalig hoher Druckauflage. Adel und Bürgertum und eben nicht nur gelehrte Theologen konnten die Texte lesen und darüber streiten. Und es waren dann eben nicht die berühmten 95 Thesen, die damals für viel Diskussionsstoff sorgten, denn die waren auf Latein geschrieben, sondern der begleitende deutsche Text von Luther mit dem Titel: "Ein Sermon von Ablass und Gnade“. "Das war die erste Schrift, die richtig verbreitet war“, erzählt Professor Göttert, "und nicht die 95 Thesen“.

Marthin Luther hat unsere Kultur geprägt

So sorgte Luther mit seinen deutschen Aufsätzen auch für eine gewisse Demokratisierung, obwohl durchaus nicht alles lobenswert ist, was er geschrieben hat. Seine bösartigen Tiraden gegen Juden sind furchtbar. Er war ein Judenhasser. Der Aufsatz "Von den Juden und ihren Lügen“ befindet sich auch im großen Luther Lesebuch von Professor Göttert, das eine ganz hervorragende Zusammenstellung seiner wichtigsten deutschen Aufsätze enthält, denn "was hat er nicht alles geschrieben“, sagt der Professor für Germanistik, "das sind ja nicht nur die theologischen Texte, sondern auch Aufsätze über Kindererziehung zum Beispiel oder über eine Schulreform. Es gehört schon zum Begreifen unserer Kultur, dass man diese neuen Ideen, die Luther verfochten hat, einmal kennenlernt“.


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