Martin Mosebach über „Das Blutbuchenfest“

„Hinter der sichtbaren Welt lauert die Hölle“

„Es ist ein pessimistisches Buch“, sagt Martin Mosebach im domradio.de Interview: „Die sichtbare Welt ist nur eine Lichthaut, und dahinter wartet noch etwas ganz anderes auf uns. Ein Unheilsgefühl prägt den Roman“. Ein Stein fliegt gegen eine Windschutzscheibe, ein Fest endet in einer Katastrophe, ein Kind stirbt. Mosebach beschreibt in seinem Roman „Das Blutbuchenfest“ eine Welt vor Chaos und Krieg.

Martin Mosebach (dpa)
Martin Mosebach / ( dpa )

Ivana ist die Heldin des Romans. Sie arbeitet als Putzfrau in Frankfurt. Ivana schaut hinter die Kulissen des „Großstadtgelichters“ und  erlebt Menschen, „die keine richtigen Berufe haben: Berater, Agenten, Geschäftemacher und Planer, die Pläne machen, die ins Leere laufen“, erklärt Mosebach, der aus eigenem Erleben die Frankfurter Gesellschaft  kennt. Ivana kommt aus Bosnien. Ihr kultureller Hintergrund verbindet zwei Welten: das bosnische Bergdorf und die Frankfurter Großstadt. Ivanas Lebensgeschichte wird durch den beginnenden Bosnien Krieg zum tragischen Drama.

„Das optimistische in dem Roman ist in der Form, der Sprache, der Ordnung des Buchs zu finden“, sagt Mosebach: „Ich habe versucht, die Poesie, die im Leben steckt, sichtbar zu machen. Ich wollte den realen Abläufen reichere, poetisch erfüllte Bilder entgegen stellen und damit eine Atmosphäre von Bedeutsamkeit mitteilen“.

„Das Blutbuchenfest“ ist auch ein Buch über den Traditionsabbruch, der in Bosnien passiert und der in Frankfurt bereits vollzogen ist. „Aber die vielen Jahrhunderte Religion in Europa lassen sich nicht ohne weiteres abschütteln“, sagt der Katholik Mosebach: „Ihre Vorgaben, ihre Parameter, ihre Instinkte und Reflexe bleiben auch dann erhalten, wenn die Glaubensbotschaft nicht mehr ankommt. Wie eine Kultur aussieht, die sich ganz und gar von der Religion gelöst hat, können wir uns noch gar nicht vorstellen“.


Martin Mosebach (dpa)
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