Marx vs. Müller?

 (DR)

Der Umgang mit geschiedenen und wieder verheirateten Christen sorgt für neue Konflikte in der katholischen Kirche. Der Präfekt der Glaubenskongregation in Rom, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, wies einen Vorstoß des neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, für einen milderen Umgang mit Wiederheirateten entschieden zurück.
"Wir wissen, dass es schwierige Situationen gibt, etwa wenn ein Ehepartner verletzt oder böswillig verlassen wurde", sagte der oberste Glaubenshüter Müller der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" (Montag). "Aber das Problem wird nicht dadurch gelöst, dass menschliche Regeln Gottes Wort außer Kraft setzen." Bislang schließt die katholische Kirche wiederverheiratete Gläubige unterschiedslos von der Eucharistiefeier und anderen Sakramenten aus.
Zur Frage, ob man sie wieder zu den Sakramenten zulassen könne, hatte der Münchner Erzbischof Marx in der "Welt am Sonntag" auf einen Vorstoß des deutschen Kardinals Walter Kaspar verwiesen. Bei einem Kardinalstreffen in Rom habe Kaspar vorgeschlagen, "dass Geschiedene, die ihr Scheitern anerkennen, nach einer Bußzeit eine Wiederzulassung zu den Sakramenten beantragen können". Die Kardinäle hätten sehr unterschiedlich auf diesen Vorschlag reagiert, sagte Marx. "Ich persönlich halte ihn für einen gangbaren Weg, der aber immer auf einzelne Fälle bezogen sein muss."
Müller hob hervor, das Kirchenrecht biete ja die Möglichkeit prüfen zu lassen, "ob eine gescheiterte Ehe überhaupt von Anfang an ungültig war, im kirchlichen Sinn nicht existent, weil zum Beispiel das Ziel der Ehe, Kinder zu zeugen, von Anfang an ausgeschlossen wurde". Zudem seien wiederverheiratete Geschiedene zwar vom Abendmahl, "nicht aber aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen, sie bleiben Teil der katholischen Kirche", sagte der Kurienkardinal. "Wir sind nicht ausschließlich die Gemeinschaft der Reinen, sondern auch der Sünder."
Marx warnte unterdessen vor einer stärkeren Dezentralisierung. "Ich sage klar: Wir brauchen eine starke Zentrale. Rom ist wichtig für die katholische Kirche. In den großen, wichtigen Fragen wie etwa auch dem Zölibat oder der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen wird weiterhin eine gemeinsame, gesamtkirchliche Entscheidung notwendig sein." (dpa)