Marx will Aufbruch durch Aufarbeitung

Wahre Kirche erkennt man nicht an schöner Liturgie 

Die Kirche muss sich nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx stets den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen stellen. "Hörbar bleiben geht nur mit einer erneuerten Kirche."

Weihrauch in der Liturgie / © Beatrice Tomasetti (DR)
Weihrauch in der Liturgie / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Wahre Kirche kann man nicht erkennen an schöner Liturgie, sondern daran, Zeichen des Reiches Gottes zu sein", sagte Marx laut seiner Pressestelle am Samstag im oberbayerischen Moosburg.

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er äußerte sich demnach bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken, des obersten Laiengremiums seiner Erzdiözese München und Freising. 

Die Situation in der Welt "im Kleinen und im Großen muss der Ausgangspunkt sein", so der Erzbischof.

Blick in die Ukraine

Als Beispiel nannte Marx den Krieg in der Ukraine. "In dieser Situation wird noch sichtbarer, wofür wir als Kirche da sind, in einer Welt, die Zusammenhalt, Frieden, Hoffnung braucht. Die Kirche ist nicht für sich selbst da. Wenn sie die Aufmerksamkeit für das verliert, was in der Welt geschieht, ist sie sinnlos geworden." Daher müsse die Kirche offen für Reformen sein.

"Hörbar bleiben geht nur mit einer erneuerten Kirche." Mit Blick auf den Krieg würdigte Marx die Solidarität in der Gesellschaft. Er sehe, dass die Hilfsbereitschaft "geradezu explodiert". Auch daran werde deutlich, "was es bedeutet, Zeichen des Reiches Gottes zu sein".

Aufarbeitung ermöglicht Aufbruch

Der Kardinal führte aus: "In allem geht es um Einstellungs- und Haltungsveränderungen gegenüber den Menschen." Das gelte auch gegenüber Betroffenen sexuellen Missbrauchs. "Nicht nur der Bischof ist aufgefordert, sich von den Betroffenen in Frage stellen zu lassen, sondern auch die anderen, die Priester, die Verantwortlichen, die Gremien. Dem müssen wir uns stellen und sehen, was das bedeutet."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ferner würdigte Marx die aktuelle Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg. Dieser sei "Teil des gesamten Aufarbeitungsprozesses" und mache es möglich, "einen Aufbruch zu wagen in eine Veränderung der Haltung von Kirche".

In der Erzdiözese solle bald eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, die sich mit den bereits beschlossenen Texten des Synodalen Weges und ihrer Umsetzung vor Ort befassen solle, etwa mit einem Beschluss für mehr Gewaltenteilung in der Kirche. "Der Synodale Weg hat jetzt schon Entscheidungen gefällt, die umgesetzt werden können."

Quelle:
KNA