"Wahre Kirche kann man nicht erkennen an schöner Liturgie, sondern daran, Zeichen des Reiches Gottes zu sein", sagte Marx laut seiner Pressestelle am Samstag im oberbayerischen Moosburg.
Er äußerte sich demnach bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken, des obersten Laiengremiums seiner Erzdiözese München und Freising.
Die Situation in der Welt "im Kleinen und im Großen muss der Ausgangspunkt sein", so der Erzbischof.
Blick in die Ukraine
Als Beispiel nannte Marx den Krieg in der Ukraine. "In dieser Situation wird noch sichtbarer, wofür wir als Kirche da sind, in einer Welt, die Zusammenhalt, Frieden, Hoffnung braucht. Die Kirche ist nicht für sich selbst da. Wenn sie die Aufmerksamkeit für das verliert, was in der Welt geschieht, ist sie sinnlos geworden." Daher müsse die Kirche offen für Reformen sein.
"Hörbar bleiben geht nur mit einer erneuerten Kirche." Mit Blick auf den Krieg würdigte Marx die Solidarität in der Gesellschaft. Er sehe, dass die Hilfsbereitschaft "geradezu explodiert". Auch daran werde deutlich, "was es bedeutet, Zeichen des Reiches Gottes zu sein".
Aufarbeitung ermöglicht Aufbruch
Der Kardinal führte aus: "In allem geht es um Einstellungs- und Haltungsveränderungen gegenüber den Menschen." Das gelte auch gegenüber Betroffenen sexuellen Missbrauchs. "Nicht nur der Bischof ist aufgefordert, sich von den Betroffenen in Frage stellen zu lassen, sondern auch die anderen, die Priester, die Verantwortlichen, die Gremien. Dem müssen wir uns stellen und sehen, was das bedeutet."
Ferner würdigte Marx die aktuelle Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg. Dieser sei "Teil des gesamten Aufarbeitungsprozesses" und mache es möglich, "einen Aufbruch zu wagen in eine Veränderung der Haltung von Kirche".
In der Erzdiözese solle bald eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, die sich mit den bereits beschlossenen Texten des Synodalen Weges und ihrer Umsetzung vor Ort befassen solle, etwa mit einem Beschluss für mehr Gewaltenteilung in der Kirche. "Der Synodale Weg hat jetzt schon Entscheidungen gefällt, die umgesetzt werden können."