Als Anstiftung zu Freude am Christentum "unter klarer Zurückweisung aller Verhärtung und Vergrämung" wertet der Münchner Kardinal Reinhard Marx das neue Schreiben von Papst Franziskus. Das veröffentlichte "Gaudete et exsultate" ("Freut euch und jubelt") führe die Linie des Papstes fort, lehramtliche Definitionen und normative Entscheidungen "nicht in den Vordergrund" zu stellen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Stattdessen lade Franziskus ein, "voll Freude, Optimismus und Offenheit für Gottes Wort alles Mittelmaß hinter sich zu lassen und aufzubrechen".
Mit seinem 48 Seiten umfassenden Schreiben will der Papst Christen zu einem heiligmäßigen Leben ermutigen. Mit der Taufe sei jeder Christ berufen, sich nicht nur "mit einer mittelmäßigen, verwässerten, flüchtigen Existenz zufriedengeben". Dabei gehörten Gebet und Handeln zusammen, betont Franziskus. "Heilig zu sein bedeutet nicht, in einer vermeintlichen Ekstase die Augen zu verdrehen." Kennzeichen eines heiligmäßigen Lebens seien unter anderem Durchhaltevermögen, Freude, Sinn für Humor, Wagemut, Gemeinschaftssinn und Gebet.
Mit seinen Ausführungen erteile der Papst jeder Art von Egoismus und Individualismus eine Absage, so Marx. Das Gleiche gelte für einen "überzogenen Intellektualismus" oder eine "elitäre Vorstellung von der eigenen Willenskraft des Menschen". Heiligkeit sei für Franziskus weder "ein intellektuelles Begriffsspiel, das die Welt vollständig erklärt", noch "eine Leistung, die der Mensch aus eigenem Willen erbringen könnte, ohne sich der Gnade Gottes zu unterstellen". (kna/Stand 09.04.2018)