Zehntausende Venezolaner haben gegen die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro demonstriert. Aus allen Landesteilen waren Regierungsgegner am Donnerstag (Ortszeit) zu dem "Marsch auf Caracas" angereist. Sie forderten ein baldiges Referendum über die Abwahl Maduros. Auch Anhänger des Sozialisten gingen auf die Straßen der Hauptstadt, wie die Zeitung "El Universal" in ihrer Online-Ausgabe berichtete. Aufgrund einer akuten Wirtschaftskrise und von Versorgungsengpässen steht die Regierung stark unter Druck.
Auf Transparenten und in Sprechchören forderten die Gegner Maduros einen Regierungswechsel. Viele bemalten ihre Gesichter in den Nationalfarben oder schwenken Fahnen. Die Veranstalter sprachen von bis zu einer Million Teilnehmern, während die Regierung ihre Zahl auf 30.000 schätzte. Der Protestmarsch verlief ebenso wie die kleinere Demonstration von Regierungsanhängern weitgehend friedlich. Nur am Rande kam es zu Rangeleien mit der Polizei und einigen Festnahmen.
Das bürgerliche Oppositionsbündnis MUD hatte zu dem Protesttag aufgerufen. Es kritisiert die Nationale Wahlbehörde, die die Sammlung von Unterschriften zur Einberufung des Abwahlreferendums auf Ende Oktober datierte. Die sei eine "willkürliche Verzögerung", um eine Machtübernahme der Opposition zu verhindern, kritisiert MUD-Generalsekretär Jesús Torrealba. Sollte Maduro in einem Referendum vor dem 10. Januar 2017 unterliegen, würden Neuwahlen ausgerufen. Zu einem späteren Zeitpunkt würde der sozialistische Vizepräsident das Amt übernehmen. Das MUD rief für den 7. und den 14. September zu weiteren Aktionstagen auf.
Seit Monaten führen Opposition und Regierung in Venezuela einen erbitterten Machtkampf. Das südamerikanische Land leidet unter anderem wegen des Ölpreisverfalls unter einer schweren Krise. Es wird ein Staatsbankrott befürchtet. Die Wirtschaft ist 2015 um sieben Prozent geschrumpft, die Inflation liegt im dreistelligen Bereich. (epd/Stand 02.09.16)