Nur auf das Reduzieren der Kontakte zu setzen, sei "ein kurzfristiges, reaktives Denken in Beschränkungen", sagte die Medizinethikerin dem "Spiegel". "Gute Strategien, um Dinge wieder zu ermöglichen und gleichzeitig die Zahlen niedrig zu halten, werden nicht realisiert."
Woopen sprach sich für Massentests aus, um die Infizierten ohne Krankheitssymptome zu finden, die unwissentlich das Virus verbreiten. "Im Moment werden 100 Prozent der Bevölkerung enorme Freiheitseinbußen zugemutet, damit weniger als ein Prozent andere nicht ansteckt", kritisierte die Ethikerin.
Lockdown sei "kein Dauerinstrument"
Die Inzidenzwerte ließen sich schnell senken, wenn fast alle Bundesbürger binnen zwei, drei Wochen einmal durchgetestet würden; diese sollten sich danach immer wieder selbst testen oder in Schulen, Büros etc. getestet werden.
Zugleich äußerte Woopen Bedenken in Bezug auf das weitere Vorgehen bei den Einschränkungen. Ein Lockdown sei "kein Dauerinstrument". Eine freiheitlich-demokratische Grundordnung verlange Transparenz und Partizipation. "Wenn man einen Lockdown verhängt, muss man in derselben Sekunde Konzepte entwickeln und kommunizieren, unter welchen Umständen man ihn mit welchen Schritten und begleitenden Schutzmaßnahmen wieder aufhebt", mahnte die Ethikerin.