Matthias Heinrich zu seinem neuen Amt als Berliner Weihbischof

"Ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg"

Das Erzbistum Berlin erhält einen neuen Weihbischof. Am Sonntag wird Matthias Heinrich (54) Nachfolger von Wolfgang Weider (76). Er will für die Strukturreformen des Hauptstadtbistums werben und die Kirche stärker in die Medien bringen, sagte der bisherige Personalchef des Erzbistums am Mittwoch in Berlin in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zudem freue er sich, dass er nun wieder stärker seelsorglich und theologisch arbeiten könne.

 (DR)

KNA: Herr Domkapitular, ein Weihbischof heißt in vielen Sprachen wörtlich übersetzt Hilfsbischof. Wo braucht Kardinal Sterzinsky jetzt vordringlich Ihre Hilfe?
Heinrich: Als Weihbischof werde ich ihn vor allem bei den Aufgaben unterstützen, die für gewöhnlich dem Bischof vorbehalten sind wie Firmungen und Weihen, aber auch in anderen Bereichen der Seelsorge, hinzu kommen vermutlich auch repräsentative Aufgaben. Auch sonst entscheidet der Kardinal in Absprache mit mir, wie ich ihn am besten in seiner Amtsführung unterstützen kann. Auch wenn ich Dezernatsleiter Personal im Erzbischöflichen Ordinariat und Bischofsvikar für das Personal im pastoralen Dienst bleibe, freue ich mich, dass ich als Weihbischof wieder stärker seelsorglich und theologisch arbeiten kann.

KNA: Ihr künftiger Dienst wird von Ihren Amtsbrüdern unterschiedlich wahrgenommen. Manche treten ganz hinter den Bischof zurück, andere nehmen zu politischen Fragen pointiert Stellung. Wie möchten Sie das Amt ausfüllen?
Heinrich: Möglicherweise äußere ich mich im Rahmen meines Amtes auch zu politischen Themen. Aber auch dies werde ich nur in enger Abstimmung mit Kardinal Sterzinsky tun. Im Übrigen ist es im Hauptstadtbistum vor allem seine Aufgabe, zu solchen Fragen programmatisch Position zu beziehen.

KNA: In welcher Kommission der Bischofskonferenz möchten Sie mitarbeiten?
Heinrich: Mein Amtsvorgänger Wolfgang Weider war in den Kommissionen für Liturgie sowie für Ehe und Familie, so dass dort nun wieder Plätze zu besetzen sind. Eine Mitarbeit könnte ich mir auch in anderen Kommissionen vorstellen, da in der Kommission für Ehe und Familie das Erzbistum Berlin bereits durch den Berliner Erzbischof als deren Leiter vertreten ist. In Frage käme zum Beispiel auch die Publizistische Kommission, zumal die Kirche meiner Einschätzung nach in den Medien präsenter sein könnte. Eine gewisse Nähe zu den Themen habe ich seit meiner Zeit als katholischer Beauftragter beim DeutschlandRadio von 1996 bis 1998.

KNA: Würden Sie die Einladung in eine Talk-Show annehmen?
Heinrich: Wenn es nicht nur «Show», sondern auch «Talk» ist. Ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg, wenn ich gefragt werde, will sie aber auch nicht um jeden Preis publik machen.

KNA: Bei Ihrer Ernennung haben Sie angekündigt, dass Sie als Weihbischof ein Mann des Ausgleichs sein wollen. Wo ist Ihre Vermittlung vor allem gefragt im Erzbistum?
Heinrich: Wir haben keine Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten und Progressiven wie man sie hier und da wahrnimmt. Wie andernorts stehen aber auch wir vor der schwierigen Herausforderung, unsere kirchlichen Strukturen anzupassen, dass wir als Christen standhalten und weiter gesellschaftlich Einfluss nehmen können.

KNA: Was heißt das konkret?
Heinrich: Wir haben zum Beispiel auch wegen des Priestermangels Pfarreien zusammengelegt, um unsere Kräfte zu bündeln. Viele Gläubige müssen vor allem in Brandenburg und Vorpommern längere Wege zum Gottesdienst zurücklegen und den «Lokalpatriotismus» für ihre eigene Gemeinde relativieren. Da gibt es natürlich auch Auseinandersetzungen zwischen Gemeinden und Bistumszentrale. Wegen des notwendigen massiven Schuldenabbaus mussten wir den Reformprozess vor allem anfangs ja auch sehr kurzfristig durchjagen.

KNA: Wie wollen Sie dafür werben?
Heinrich: Zunächst kann ich die Gründe für unser Handeln weiter deutlich machen. Es gibt jetzt aber auch eine gewisse Entlastung, weil der Reformprozess weit vorangekommen und der Veränderungsdruck entsprechend geringer geworden ist. Da wächst die Bereitschaft zuzuhören und zu verstehen, dass es nicht in erster Linie eine Finanzreform ist. Das war der Anlass. Vor allem ist es eine Reform der Pastoral, die letztlich auch den Menschen in den Gemeinden nutzen soll.

KNA: Wie halten Sie es mit der Ökumene?
Heinrich: Es ist nicht nur unser biblischer Auftrag, die Einheit der Christen anzustreben, sondern geradezu überlebenswichtig für die Christenheit. Dabei müssen wir außer den evangelischen Christen auch die orthodoxen im Blick behalten.