Wenn man gegen die Unsitte des Pinkelns an die Kirchenmauer nichts unternehme, sei das Gebäude von unten her gefährdet, sagte Frey am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der Stadt streiten bereits die Gemeinderatsfraktionen um den richtigen Weg, gegen das unerlaubte Urinieren am Münster vorzugehen.
Die CDU fordert, das Bußgeld für Wildpinkler, das bisher bei 50 Euro liegt, drastisch zu erhöhen. Außerdem brachten die Christdemokraten Absperrungen, eine weitere öffentliche Toilette und mehr Videoüberwachung ins Gespräch. Die Grünen lehnen Videokameras ab. Sie befürworten einen Schutzanstrich fürs Münster und könnten sich auch mit einer Anhebung der Bußgelder anfreunden.
Hemmschwelle sinkt immer weiter
Münsterpfarrerin Tabea Frey sieht in jedem Fall dringenden Handlungsbedarf. Sie befürchtet, dass die Hemmschwelle in den nächsten Jahren beim Wildpinkeln noch weiter sinkt. "Wir können die Kirche doch nicht von oben sanieren und von unten zerbröckeln lassen", sagt sie. Von einer "Generalüberwachung" hält allerdings auch sie nichts. Bauzäune zur Absperrung der Münsternischen hätten sich dagegen bei Großveranstaltungen schon als effektiv erwiesen.
Das Ulmer Münster wurde am 31. Mai 1890 mit dem Aufsetzen der Turmspitze fertiggestellt. Seitdem steht dort der mit 161,53 Metern höchste Kirchturm der Welt. Finanziert wurde der Bau von den Bürgern, weshalb die Ulmer bis heute ein enges Verhältnis zum Wahrzeichen ihrer Stadt haben.