Medienbericht: Deutschland stark an Libanon-Einsatz beteiligt

Italien führt UNO-Einsatz an

Die Europäische Union will weitaus mehr als das bisher geplante Drittel der 15.000 Soldaten starken UNO-Truppe für den Libanon stellen. Bis zu 7.000 Mann kommen aus europäischen Staaten. Deutschland soll nach Angaben des Nachrichtenmagazins SPIEGEL 1.200 Soldaten stellen. - Das UN-Flüchtlingswerk UNHCR hat im Südlibanon bereits volle Einsatzstärke erreicht.

 (DR)

Die Europäische Union will weitaus mehr als das bisher geplante Drittel der 15.000 Soldaten starken UNO-Truppe für den Libanon stellen. Bis zu 7.000 Mann kommen aus europäischen Staaten. Deutschland soll nach Angaben des Nachrichtenmagazins SPIEGEL 1.200 Soldaten stellen. - Das UN-Flüchtlingswerk UNHCR hat im Südlibanon bereits volle Einsatzstärke erreicht. Bischöfe im Land befürchten einen Massen-Exodus der Christen.

In Tyrus 15 Kirchen zerstört
Die maronitischen Bischöfe des Libanon befürchten nach den Zerstörungen durch israelische Luftangriffe und infolge wachsenden islamischen Fundamentalismus einen Massen-Exodus von Christen. In einem am Freitag über den römischen Pressedienst asianews verbreiteten Appell wenden sie sich an die internationalen Organisationen, der Bevölkerung vor allem bei der Wiedereröffnung von Schulen und der medizinischen Versorgung zu helfen.

Die Abwanderung von Christen sei in diesen Tagen immens, betonte der Patriarchalvikar von Sarba, Guy-Paul Noujem: "Sie gehen fort, weil sie sich allein gelassen fühlen." Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sei nicht in der Lage, die Kinder auf Privatschulen zu schicken - aber Staatsschulen gebe es im Libanon praktisch nicht. Beiruts maronitischer Erzbischof Paul Matar äußerte die Befürchtung, dass der kommende Winterbeginn die Krise noch verschärfen werde. Die Menschen erwarte eine ungewisse Zukunft.

Nach Angaben des melkitischen Bischofs Tyrus im Südlibanon, Georges Bakouni, wurden allein in seiner Diözese 15 Kirchen durch israelische Bomben zerstört. Er appellierte an die Flüchtlinge, wieder in ihre Häuser zurückzukehren, um zu "bezeugen, dass der Libanon nicht stirbt". Bakouni wörtlich: "Wir überlassen niemals den Libanon den Händen der Israelis oder der Muslime." Die Christen seien "lange vor ihnen in diesen Land gekommen" und wollten mit allen zusammenleben.

Mehr als 1.500 Tonnen Hilfsgüter seit Juli
Vier LKW-Konvois des UN-Flüchtlingswerks UNHCR mit Hilfsgütern sind in Tyre, Sidon und Beirut eingetroffen, teilte die UN-Organisation am Freitag in Genf mit. Noch am selben Tag wurden drei weitere in ihren Zieldörfern erwartet.

Nach Angaben der libanesischen Regierung seien zwar bereits 90 Prozent der Flüchtlinge in ihre Dörfer zurückgekehrt. Allerdings fänden viele ihre Häuser und Lebensgrundlage zerstört, betont UNHCR. Nach eigenen Angaben hat das Hilfswerk seit Mitte Juli 1.553 Tonnen Hilfsgüter in den Libanon und nach Syrien gebracht.

Bundesregierung noch ohne konkrete Angaben
Mit 1.200 Soldaten würde Deutschland das drittgrößte europäische Kontingent stellen, berichtet der SPIEGEL. Bislang habe sich die Bundesregierung mit genauen Angaben zu ihrem Beitrag zur geplanten Verstärkung der Libanon-Schutztruppe Unifil zurückgehalten.

Deutschland werde sich mit der Größenordnung des Einsatzes nicht verstecken müssen, hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier gestern noch erklärt, kurz bevor die Staaten der Europäischen Union den Vereinten Nationen die Entsendung von bis zu 7000 Soldaten in den Süden des Libanon zusagten.

Italien soll die Truppen ab Februar 2007 anführen, bis zu diesem Zeitpunkt hat Frankreich turnusmäßig das Kommando übernommen.
(dr, KNA)