Medienreform soll Vatikan ins 21. Jahrhundert führen

Der Papst auf Instagram

Papst Franziskus verkündet von Samstag an das Evangelium auch auf der Internetplattform Instagram. Unter dem Namen "Franciscus" sollen regelmäßig Fotos veröffentlicht werden. 

Autor/in:
Bettina Gabbe
Fanseite von Instagram auf Facebook / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Fanseite von Instagram auf Facebook / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Die Theologie von Papst Franziskus unterscheide sich kaum von der seines Vorgängers Benedikt XVI. - nur in Fragen des Stils setze er neue Akzente, sagt Dario Viganò, der seit vergangenem Sommer die Medien des Vatikans koordiniert. Unter Benedikt war die Nutzung des Internets noch schwach ausgeprägt. So hob dieser die Exkommunikation für den Traditionalisten Richard Williamson auf, obwohl der Brite im Netz bereits als Holocaust-Leugner bekannt war.

Dagegen nutzt Franziskus moderne Medien bis hin zu sozialen Netzwerken aktiv, um vor allem junge Menschen zu erreichen. Beim Kurznachrichtendienst Twitter lesen mittlerweile rund drei Millionen Follower in mehreren Sprachen seine Botschaften.

"Aus der Steinzeit" 

Die Idee, auch auf Instagram unter dem Account-Namen Franciscus in Kontakt mit den Gläubigen zu treten, entstand spätestens Ende Februar bei einer Begegnung mit Kevin Systrom, einem der Gründer der Plattform. Mit Franziskus habe er über die "Macht der Bilder" gesprochen, sagte der 32-Jährige anschließend über das Gespräch mit dem 79-Jährigen. "In Sachen Technologie gehöre ich zur Steinzeit", gestand der Pontifex einmal vor Journalisten.

Die Medienreform ist Teil der umfassenden Kurienreform, die den Vatikan schlanker und effizienter machen soll. Allein der Sender Radio Vatikan beschäftigt 300 Mitarbeiter. Diese stellen ihre Inhalte mittlerweile auch ins Internet. Der vatikanische Pressesaal verbreitet ebenfalls im Netz täglich Nachrichten, die zusätzlich in leicht bearbeiteter Form von einer eigenen Redaktion online gestellt werden.

Mediensekretariat gegründet 

Um Behörden wie den päpstlichen Medienrat mit den übrigen Medienangeboten wie dem Vatikanfernsehen CTV und der Tageszeitung "Osservatore Romano" zu vernetzen, gründete Papst Franziskus im vergangenen Jahr ein Mediensekretariat. Dessen Leiter Viganò ist anders als bei Vatikanbehörden üblich ein Priester und kein Bischof.

Der Mann, der die Vatikanmedien auf ausdrücklichen päpstlichen Wunsch ohne Entlassungen zusammenführen soll, war bislang bei der Italienischen Bischofskonferenz als Kino-Experte zuständig.

Neuordnung der Vatikanmedien

Bereits zwischen Herbst 2014 und Frühjahr 2015 hatte eine internationale Expertenkommission im Auftrag von Franziskus Vorschläge für eine Neuordnung der Vatikanmedien ausgearbeitet. Deren Vorsitzender Chris Patten warnte bei der Vorstellung des Berichts aus der eigenen Erfahrung mit der Reform des britischen Rundfunks BBC vor natürlichem Widerstand gegen Reformen in großen Apparaten.

Der Vatikan habe sein Finanzgebaren internationalen Transparenz-Standards angepasst, lobte der Brite. "Es wäre mehr als bizarr, wenn der Vatikan sich modernen Medien verweigert, die für andere, auch für nationale Kirchenorganisationen selbstverständlich sind", mahnte er ironisch. "Doppelungen verschwenden Zeit, Ressourcen und Personal", fügte er ernst hinzu.

Mit Lesern kommunizieren 

Der Präfekt des Mediensekretariats, Viganò, wirbt daher für ein "Top-down-Modell", das die eigene Botschaft nicht in den leeren Raum sendet, sondern Fenster öffnet, um mit den Lesern, Zuhörern und Zuschauern zu kommunizieren. "Die Tatsache, dass das vatikanische Mediensystem einen apostolischen Auftrag hat, ist keine Genehmigung zur Geldverschwendung", betont der Geistliche.

Für die Bildregie bei der Übertragung der Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms durch den Papst am Beginn des Heiligen Jahrs engagierte er den Filmregisseur Wim Wenders. Ein Signal, dass es nicht nur um Ersparnis, sondern auch um eine Verbesserung der Medienarbeit geht.

 


Quelle:
epd