"Man könnte die Forschung an embryonenartigen Strukturen, die ohne Keimzellen entstehen, grundsätzlich erlauben", sagte Hoppe im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Embryo-Strukturen auch ohne Keimzellen erzeugbar
Solche Zellgebilde hatten britische Forscher unlängst erzeugt. Das deutsche Embryonenschutzgesetz gehe indes davon aus, dass Embryonen aus Keimzellen entstehen.
"Es ist unflexibel und lässt nicht zu, auf technische Neuerungen wie die der Erzeugung von embryonenähnlichen Strukturen aus Stammzellen zu reagieren", kritisierte der Wissenschaftler.
"Gesetze müssen in neuen Kontexten interpretierbar sein. Das ist dieses Gesetz vollumfänglich nicht".
Der Zweck des Embryonenschutzgesetzes sei es ursprünglich unter anderem gewesen, zu verhindern, "dass etwa in Kinderwunschkliniken massenhaft überzählige Embryonen erzeugt werden, die dann in der Forschung verwendet werden".
Möglicherweise "eine dritte Form von Embryonen"
Darum gehe es bei der aktuellen Entwicklung jedoch nicht, betonte Hoppe.
"Bisher haben wir beim Embryonenschutz immer nur zwei Arten von Embryonen im Blick gehabt. Zum einen solche, die im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung entstanden sind, aber nicht implantiert wurden.
Zum anderen Embryonen, die im Labor extra für die Forschung hergestellt wurden".
Nun komme "möglicherweise eine dritte Form von Embryonen hinzu". Das deutsche Embryonenschutzgesetz verbietet bisher Experimente an menschlichen Embryonen.
Würde zwischen Forschung und Krankenhausabfall
Die rechtliche Einordnung von synthetischen, aus Stammzellen reprogrammierten Embryonen bleibt allerdings weltweit unklar.
Den Begriff von Würde in diesem Zusammenhang finde er "schwierig", sagte Hoppe: "In Deutschland ist es mit der Würde eines Embryos nicht vereinbar, als Mittel zum Zweck, also etwa für die Forschung, verwendet zu werden.
Warum ist es würdevoller, wenn überschüssige Embryonen aus einer Kinderwunschbehandlung ultimativ als Krankenhausabfall vernichtet werden?"
Experte mahnt Positionierung der Kirche an
Der Experte zeigte sich skeptisch, ob sich der Gesetzgeber der neuen Technologie zügig stellen werde.
Zu einer solchen Diskussion müssten sich aus seiner Sicht auch andere Institutionen wie die Kirchen oder der Ethikrat positionieren. Der Diskussionsbedarf jedenfalls werde größer.