DOMRADIO.DE: Zur Erzabtei St. Ottilien gehört nicht nur ein Gymnasium, in dem Sie unterrichten, sondern auch eine Sternwarte, die Sie betreuen.
Bruder Josef Götz (Mathe- und Physiklehrer am Rhabanus-Maurus-Gymnasium in St. Ottilien): Wir haben hier die wunderbare Heinz-Reinhardt-Sternwarte, die vor allen Dingen von der Schule genutzt wird. Das ist eine schöne Möglichkeit für die Physik und die Astronomie, die älteste Naturwissenschaft, zu begeistern.
DOMRADIO.DE: Stehen für Sie Astronomie und Theologie nicht im Widerspruch zueinander?
Götz: Astronomie und Theologie stehen nicht im Widerspruch. Das sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die Schöpfung wird beschrieben durch die Physik, die Biologie und viele weitere Disziplinen, aber auch durch die Theologie. Das Faszinierende ist das Ganze, um das mit Galileo Galilei beschreiben: Der Himmel wird beschrieben mit der Physik, und wie ich in den Himmel komme, das beschreibt die Theologie.
DOMRADIO.DE: Schön gesagt, treten wir doch jetzt mal in die Fußstapfen der alten Astronomen und wagen mal einen Blick in die Tiefen des Universums. Was kann man bei Ihnen beobachten?
Götz: Wir werden am Freitag um 22.45 Uhr einen Beobachtungsabend anbieten, den jeder online verfolgen kann. Wir werden Deep-Sky-Objekte betrachten, also tief entfernte Objekte. Jedes Objekt wird circa zehn Minuten von einer Gruppe von Schülern und ehemaligen Schülern vorgestellt, und wir werden Kugelsternhaufen betrachten. An dem Abend bietet sich auch an, den Jupiter und seine Monde sowie den Saturn zu betrachten.
Wir werden also nahe und ferne Objekte so gut wie möglich beobachten und den Abend mit Astrophotographie abschließen. Dazu werden wir zehn, 30 Sekunden, drei und fünf Minuten lang Fotos machen und daran erkennen, dass man immer mehr sieht, je länger man belichtet. Die digitale Fotografie ist so gut geworden, dass sie im Grunde genommen einen weiteren tieferen Blick ins Universum ermöglicht.
DOMRADIO.DE: Wenn ich an der Beobachtung teilnehmen will, wie kann ich mich anmelden?
Götz: Es kann jeder ohne Anmeldung am Live-Stream um 22:45 teilnehmen. Eine Gruppe ist mit mir in der Sternwarte vor Ort und steuert dort die Computer. Wir haben das in der Corona-Krise vielen unserer Freunde ermöglicht. Traditionell nehmen 60 bis 100 Beobachter an dem Live-Stream-Beobachtungsabend teil.
DOMRADIO.DE: Das ist sicherlich eine tolle Gelegenheit, weil man mehr sehen kann, als wenn man selber durch ein Objektiv schaut.
Götz: Es hat große Vorteile, das muss ich schon sagen, weil man einfach am Bildschirm in Ruhe den Erklärungen folgen kann. In die Kuppel passen nur zehn Leute. Wenn wir es vor Ort ohne Live-Stream machen, dann gibt es immer 10.000 bis 20.000, die warten, um der Reihe nach hineingehen zu können. Internet hat hier auch große Vorteile.
Das Interview führte Hilde Regeniter.