Beim Auftakt am Freitag in Berlin sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, die katholische Kirche erhoffe sich damit einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung, wie sie auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" von 2015 fordere. Die Kirche könne dabei helfen, indem sie einen Kultur- und Wertewandel fördere und ihre internationalen Verbindungen einbringe.
"Wir halten es für unverantwortlich, angesichts der klimatischen Veränderungen, die das Leben auf der Erde bedrohen, und der dramatischen Armutsprobleme den Kopf in den Sand zu stecken", betonte Schick, der die Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz leitet. Sie beauftragte mit dem auf fünf Jahre angelegten Projekt unter dem Titel "Nachhaltige Entwicklung im Licht von Laudato si" die Expertengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik". Das Gremium berät die Bischofskonferenz seit 1989 in ökonomischen und sozialen Fragen.
Symbolpolitik genügt nicht
Der Leiter des Expertengruppe, Johannes Wallacher, erklärte zum Auftakt, das Projekt solle Empfehlungen für Politik und Kirche erarbeiten sowie mit Hilfe der Sozialen Medien in die gesellschaftlichen Debatten einbringen. Dabei wolle die Sachverständigengruppe den Kampf gegen den Klimawandel und gegen die weltweite Armut zusammen in den Blick nehmen und dabei mit weiteren Experten wie dem Kieler Institut für Weltwirtschaft kooperieren.
Der Präsident der Münchner Hochschule für Philosophie betonte, auch die Kirchen hätten durch nachhaltige und ökologisch verträgliche Investitionen einen wichtigen Einfluss. Umweltfreundliche Dienstautos von Bischöfen seien zwar eine nicht zu unterschätzende "Symbolpolitik", reichten aber nicht aus.
Schick räumte ein, auch in den Kirchen gebe es Widerstand gegen Fragen einer nachhaltigen Entwicklung. Die Vorbehalte würden aber oft nicht offen vorgebracht, möglicherweise wegen der gesellschaftlichen Grundstimmung zugunsten des Umweltschutzes. Der Erzbischof rief dazu auf, sich auch mit den Argumenten der Kritiker auseinanderzusetzen.
Wirkung bischöflicher Expertisen nicht zu unterschätzen
Zugleich gelte aber: "Wer Christ ist, muss sich auch mit der Bewahrung der Schöpfung beschäftigen."
Ermutigt zu dem neuen Projekt sieht sich die Expertengruppe nach Angaben Wallachers durch die Reaktionen auf ihre 2018 veröffentliche Studie "Raus aus der Wachstumsgesellschaft?", in der sie wirtschaftliche Strategien analysierte. Die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte, eine Politikberatung, wie sie auch das neue Projekt anstrebe, könne nicht mit einer vollständigen Übernahme ihrer Empfehlungen rechnen.
Politiker könnten "nicht nur auf wissenschaftliche Erkenntnisse Rücksicht nehmen", so die Sprecherin für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Dennoch sei die Wirkung solcher Expertisen nicht zu unterschätzen.