Unter dem Titel "Mehr als Steine" beschäftigt sich eine Ausstellung in der Würzburger Residenz vom 9. November 2021 bis 28. Januar 2022 mit Synagogen in Unterfranken. Schau und begleitender Katalog sind ein Beitrag zum Festjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", wie die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayern am Freitag mitteilte. Sie entstanden in Kooperation des Staatsarchivs Würzburg mit dem Team des Synagogen-Gedenkbands Bayern und dem Beauftragten der bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben, Ludwig Spaenle (CSU).
Bedeutende jüdische Gemeinden
In Unterfranken habe die Würzburger Gemeinde, in den Quellen seit 1147 fassbar, die längste Tradition. Sie sei ein Ort großer jüdischer Gelehrsamkeit mit überregional bedeutenden Rabbinern, einer Talmudhochschule und mindestens zwei Synagogen gewesen. Der vor 1803/06 in viele Herrschaften zersplitterte spätere Regierungsbezirk Unterfranken sei das am dichtesten mit jüdischen Gemeinden besiedelte Gebiet in Bayern gewesen. 1930 habe es dort 112 Orte mit Synagogen gegeben.
"Reicher Quellenschatz"
"Wo Baudenkmäler fehlen oder nur mehr in Teilen erhalten sind, ist der Rückgriff auf schriftliche und bildliche Quellen in den Archiven zentral", sagt Margit Ksoll-Marcon. Die Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns verweist darauf, dass das Staatsarchiv Würzburg einen "reichen Quellenschatz" an Bauakten, Bauplänen und Fotografien verwahre. Unterlagen der Staatsanwaltschaft Würzburg und Schweinfurt sowie der Gestapo-Leitstelle Würzburg dokumentierten die gezielte Zerstörung von Synagogen und jüdischem Eigentum sowie die Misshandlung und Erniedrigung von Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.
Architekturgeschichte
Die Ausstellung stelle die Bauformen von Synagogen in Unterfranken vor und ihre Entwicklung von unscheinbaren Hinterhof-Synagogen zu repräsentativen Bauwerken, deren Türme und Kuppen die Stadtbilder prägten, ergänzte Kuratorin Cornelia Berger-Dittscheid. Nur wenige Synagogen Unterfrankens sind laut Mitteilung heute noch im Ortsbild erkennbar. Nach den Zerstörungen durch die Nationalsozialisten seien viele Gebäude abgerissen oder zweckentfremdet worden.