Mehr Angriffe auf Muslime und Moscheen registriert

Kein Anlass für Entwarnung

Gegen sie wird gehetzt, gedroht oder sie werden sogar angegriffen. Muslime in Deutschland werden vermehrt Ziel von "islamfeindlichen Straftaten", das zeigen neue Zahlen.

Archiv: Farbanschlag auf Moschee in Leipzig  / © Jan Woitas (dpa)
Archiv: Farbanschlag auf Moschee in Leipzig / © Jan Woitas ( dpa )

In Deutschland gibt es mehr Übergriffe auf Muslime und muslimische Einrichtungen als bisher bekannt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag vorliegt.

Polizei und Verfassungsschutz registrierten im zweiten Quartal 274 islamfeindliche Angriffe. Zunächst sei von 201 Fällen die Rede gewesen, berichtete die Zeitung. Auch zwischen Juli und August waren es mit 217 Übergriffen mehr als noch im ersten Quartal mit 200 Fällen.

Hetze, Drohbriefe, Angriffe und Sachbeschädigung

Die Attacken sind aber oft nicht mehr so gewalttätig. Im dritten Quartal wurden neun Menschen verletzt, im Quartal zuvor waren es noch 16 gewesen. Die Zahl der Angriffe auf Moscheen und Religionsstätten lagen im dritten Quartal bei 16, im zweiten Quartal bei 13. In fast allen Fällen waren die Täter Rechtsextreme. Festgenommen wurde niemand. Da die Behörden diese Daten zu "islamfeindlichen Straftaten" erst seit Jahresbeginn auswerten, gibt es keine Vergleichszahlen zu 2016.

Zu den Straftaten zählen Hetze gegen Muslime oder muslimische Flüchtlinge im Netz, sogenannte Hasskommentare, Drohbriefe, Angriffe auf Kopftuch tragende Frauen oder muslimische Männer auf der Straße. Aber auch Sachbeschädigung und Nazi-Schmierereien an Häusern gehören dazu.

"Wir haben es hier nur mit der Spitze des Eisberges zu tun."

Die innenpolitische Expertin der Linken, Ulla Jelpke, zeigte sich erstaunt über die hohe Zahl von Nachmeldungen für das zweite Quartal: "Offenbar müssen sich die Ermittlungsbehörden erst an die seit Anfang des Jahres geltende separate Erfassung islamfeindlicher Straftaten gewöhnen." Es gebe keinen Anlass für Entwarnung: "Wir haben es hier nur mit der Spitze des Eisberges zu tun."


Quelle:
epd