Mehr Aufklärung soll Verschwendung von Lebensmitteln verhindern

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll

Jeder Bundesbürger wirft pro Jahr im Schnitt 81,6 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Das geht aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie der Universität Stuttgart hervor. Demnach landen elf Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich im Müll. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) will deswegen für mehr Verantwortung im Umgang mit Lebensmitteln sorgen.

 (DR)

Laut der Studie ist die Lebensmittelverschwendung durch Privathaushalte am höchsten: Zwei Drittel der Menge kämen von dort. Großverbraucher wie Gaststätten und Kantinen sowie die Industrie warfen jeweils 17 Prozent der Gesamtmenge weg. Jedoch seien über zwei Drittel des anfallenden Mülls vermeidbar.



Das Verbraucherschutzministerium will deswegen mit der Aufklärungskampagne "Zu gut für die Tonne" für einen besseren Umgang mit Lebensmitteln sensibilisieren. Die Ministerin kündigte ebenfalls eine Aufklärungsaktion über das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) an. Dieses werde oft missverstanden, so Aigner. Gleichzeitig nahm sie auch den Handel in die Verantwortung. Informationen für den Verbraucher müssten zugänglicher werden.



Eine Überflussgesellschaft

Der Bundesverband Deutsche Tafel zeigte sich über die Ergebnisse der Studie wenig überrascht. "Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Noch nie standen uns so viele Lebensmittel zur Verfügung", sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes, Gerd Häuser. Lebensmittel wegzuwerfen habe einmal als Schande gegolten. Doch heute sei die Entsorgung des zu viel Gekauften für den Verbraucher der Normalfall. Zudem verstünden viele Menschen das MHD falsch und "werfen die Lebensmittel vorschnell weg", so Häuser.



Nach Ansicht des katholischen Hilfswerks Misereor greift "die Fokussierung auf die Abfälle von Lebensmitteln zu kurz". Der Trend zu immer billigeren Lebensmitteln sei bedenklich. "Die Lebensmittelindustrie setzt auf immer billigere Lebensmittel und wird dabei von der Politik unterstützt", so Misereor-Expertin für Welthandel, Kerstin Lanje. Die derzeitigen Reformen der europäischen Union zielten immer auf günstigere Preise, statt darauf zu achten, dass ökologisch und sozial nachhaltig produziert werde.



Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" erinnerte daran, dass besonders Entwicklungsländer unter der Vergeudung von Ressourcen litten. Für den Anbau von Obst und Gemüse in den armen Ländern des Südens werde meist Ackerland und viel Wasser genutzt. Dies fehle dort für die Grundnahrungsmittelproduktion.