In Deutschland gab es 2022 mehr Hochzeiten und weniger Scheidungen. Insgesamt stieg die Zahl der Eheschließungen um rund 33.000 (9,2 Prozent) auf 391.000, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Allerdings war die Zahl 2021 auf einen Tiefststand gefallen.
Viele hatten ihre Hochzeit verschoben
Beim Anstieg sei "von einer Normalisierung nach den coronabedingten Einschränkungen in den beiden Vorjahren und zum Teil auch von einem Nachholeffekt auszugehen". Viele Heiratswillige hätten ihre Hochzeit auf die Zeit nach der Pandemie verschoben.
2022 wurden in Deutschland durch richterlichen Beschluss rund 137.400 Ehen geschieden. Damit sank die Zahl der Scheidungen gegenüber 2021 um knapp 5.400 (3,8 Prozent).
Insgesamt ist die Zahl der Scheidungen mit Ausnahme des Jahres 2019 seit 2012 kontinuierlich gesunken. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Zahl der Scheidungen seien nicht erkennbar, hieß es.
Scheidungen meist nach 15 Jahren
Bei mehr als der Hälfte der Scheidungen (50,7 Prozent/ 69.600) waren minderjährige Kinder betroffen. Im Durchschnitt ließen sich Paare nach gut 15 Jahren scheiden. Etwa 24.300 (17,7 Prozent) aller geschiedenen Paare waren zuvor mindestens im 25. Jahr verheiratet.
Vor 25 Jahren war dies noch anders: 1997 ließen sich die Paare im Schnitt nach 12 Jahren und 4 Monaten scheiden. Und nur 19.100 (10,2 Prozent) wurden im Jahr ihrer Silberhochzeit oder danach geschieden.
Bei 89,5 Prozent der Scheidungen wurde der Scheidungsantrag mit Zustimmung des Ehegatten oder der Ehegattin gestellt. Bei 6,6 Prozent wurde der Antrag von beiden Ehepartnern zusammen eingereicht. Bei den anderen 3,9 Prozent stimmten der Ehegatte oder die Ehegattin dem gestellten Antrag nicht zu.
Weniger Scheidungen auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren
2022 ließen sich rund 1.100 gleichgeschlechtliche Paare scheiden. Dies waren etwa 100 (10 Prozent) mehr als 2021. Die "Ehe für alle" war im Oktober 2017 eingeführt worden. Gleichgeschlechtliche Paare, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, können diese nicht durch Scheidung, sondern durch Aufhebung beenden.
Seit Oktober 2017 können keine Lebenspartnerschaften mehr eingetragen werden. 2022 wurden mit rund 800 Aufhebungen von Lebenspartnerschaften etwa 200 (22 Prozent) weniger erfasst als im Vorjahr. Damit ist die Zahl das dritte Jahr in Folge gesunken. Hier findet zunehmend eine Verschiebung von den Aufhebungen zu den Scheidungen statt.