In Deutschland bestehen erhebliche Defizite bei der Bekanntheit von Kinderrechten: Nur vier Prozent der Kinder und Jugendlichen sowie drei Prozent der Erwachsenen kennen die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Kinderrechte, wie eine am 29. Januar in Berlin veröffentlichte repräsentative Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks ergab. Nur 19 Prozent der Befragten wissen "ungefähr" Bescheid.
Rechte für Kinder
Zu den international verbriefen Kinderrechten zählen etwa das Recht auf Gleichbehandlung, das Recht auf Bildung oder das Recht auf ein sicheres Zuhause. Insgesamt umfasst die UN-Kinderschutzkonvention zehn verschiedene Grundrechte sowie etwa 30 weitere Bestimmungen.
Das Deutsche Kinderhilfswerk hatte für seinen neuen "Kinderreport 2015" bundesweit 320 Kinder im Alter zwischen 10 und 17 Jahren sowie 700 Erwachsene befragt. Der Kinderreport erscheint seit 2002 alle zwei Jahre.
Verankerung im Grundgesetz
Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, fordert eine Bildungsoffensive in Kindertagesstätten und Schulen, um Kinderrechte bekannter zu machen. Die Bildungsinstitutionen müssten deutlich mehr Informationsmöglichkeiten als bislang dazu anbieten. Zudem sollten Kinderrechte als eigenständige Rechte im Grundgesetz verankert werden, forderte Krüger, der auch Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung ist. Bislang gebe es eine "Disparität der repräsentativen Demokratie", wenn auf der politischen Agenda Themen zur Absicherung des Alters wie etwa Gesundheit oder Rente eine größere Aufmerksamkeit bekämen als Themen, in denen es um das Entwicklungspotenzial von Kindern und Jugendlichen geht. "Kinderrechte sind kein Gedöns, sie gehören ins Zentrum der politischen Aufmerksamkeit", so Krüger.
Mehr Mitbestimmungsrechte
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth sprach sich zudem erneut für die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre aus, um Kindern und Jugendlichen mehr Mitbestimmungsrechte zu ermöglichen. Eine Absenkung sei "absolut überfällig". Junge Menschen seien mit 16 Jahren in der Lage, über politische Belange mit zu entscheiden, betonte Roth. Die Grünen-Politikerin kritisierte, dass die international festgeschriebenen Kinderrechte in Deutschland noch nicht in geltendes Recht überführt wurden.
Mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche werden unter anderem bei bundespolitischen Entscheidungen, in der den Kommunen, im Kindergarten, in der Nachbarschaft, in der Schule und im geringem Maße auch in der Familie gewünscht, ergab die Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks weiter.
Flächendeckende Maßnahmen
Bei Maßnahmen gegen Kinderarmut in Deutschland plädieren junge Menschen für kostenloses Essen in Kitas und Schulen. Auch der Zugang zu Büchern, Lehrmitteln sowie zu Kultur- und Freizeiteinrichtungen sollte kostenlos sein. Die befragten Kinder und Jugendlichen wünschen sich zudem mehr Sozialarbeiter, die sich um benachteiligte Kinder kümmern, sowie mehr Aufklärung über Kinderarmut und die Kinderrechte in den Medien. Arme und reiche Kinder sollten zudem mehr Zeit zusammen verbringen, gaben die Befragten an.
Mehr Kindergeld, mehr finanzielle Unterstützung, sowie höhere Einkommen wurden ebenfalls gewünscht. Den befragten Kindern war dieses Anliegen jedoch wichtiger als den befragten Erwachsenen. "Kinder leiden unter Kinderarmut mehr als Eltern", begründete der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerk Krüger.