Die Szenen hatten für Empörung gesorgt. Als der Bundestag noch in Bonn getagt hatte, gab es eine sogenannte Bannmeile um das Gebäude, in der nicht demonstriert werden durfte - Ausnahmen waren möglich. In Berlin gibt es keine Bannmeile um das Parlament mehr, sondern einen "befriedeten Bezirk". Dort sind öffentliche Versammlungen zwar grundsätzlich verboten - aber zuzulassen, "wenn eine Beeinträchtigung der Tätigkeit des Deutschen Bundestages und seiner Fraktionen" nicht zu erwarten ist.
Den Reichstag besser zu schützen, hat der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Thorsten Frei im Dezember 2020 gefordert. "Jedes Landesparlament ist im Augenblick besser geschützt als der Deutsche Bundestag", sagte der Bundestagsabgeordnete der in Düsseldorf erscheinenden Tageszeitung "Rheinischen Post". "Ich bin ein klarer Befürworter einer Bannmeile", sagte Frei. Die derzeit geltende Regelung sei unzureichend, wie sich bei den Corona-Demonstrationen gezeigt habe.
Der Fraktionsvize der Grünen-Fraktion, Konstantin von Notz, sagte zu Freis Forderung: "Angesichts der erklärten Ziele einiger extremistischer Gruppen, nämlich der Erstürmung, Herabwürdigung, Störung und Verunglimpfung des Parlaments, müssen wir Maßnahmen für einen effektiveren Schutz des Bundestages prüfen."
FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae sagte: "Wir brauchen keine Bannmeile, die die Bürger auf Distanz hält." Dirk Wiese, Fraktionsvize der SPD, hält die aktuelle Regelung ebenfalls für ausreichend, schränkte in der "Rheinischen Post" aber ein: "Sofern keine dauerhafte Beeinträchtigung der Tätigkeit des Bundestages droht." Die Vizechefin der AfD-Fraktion, Beatrix von Storch, sagte: "Die Aufgabe der Politik ist es, bürgernah zu sein."