Mit dem Elterngeld sollte ein Elternteil – in der Regel die Mutter – zumindest im ersten Lebensjahr des Kindes ohne allzu starken finanziellen Druck zu Hause bleiben können, um dann im Anschluss wieder in den Beruf einzusteigen.
Dies sollte, so hatte es damalige Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vor rund zwölf Jahren bei der Einführung betont, vor allem Anreize für gut verdienende und akademisch ausgebildete Frauen setzen. Inzwischen wird das Elterngeld aber auch bei Vätern immer beliebter.
Gute Mischung
Bereits von der Leyens Vorgängerin, die SPD-Politikerin Renate Schmidt, wollte es einführen. Von der Leyen konnte es schließlich durchsetzen trotz Widerstände auch aus ihrer Partei. Im Januar 2007 wurde die Familienhilfe, die an die Stelle des Erziehungsgeldes trat, erstmals ausgezahlt.
Es handelt sich um eine Mischung aus Lohnersatz- und Sozialleistung.
Es soll 67 Prozent des letzten Nettoeinkommens betragen und ist begrenzt auf 1.800 Euro. Zudem einigten sich die Regierungsparteien auf einen Sockelbetrag von 300 Euro, der auch Eltern zusteht, die nicht berufstätig sind oder nur sehr wenig verdienen.
Elterngeld Plus
Im vergangenen Jahr bezogen laut Statistischem Bundesamt 1,35 Millionen Mütter und 410.000 Väter Elterngeld. Eine Steigerung von 7 Prozent, wie die Behörde am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
Während die Anzahl der Mütter mit Elterngeld um 6 Prozent zunahm, stieg die Zahl der Elterngeld beziehenden Väter um gut 11 Prozent.
Seit ziemlich genau drei Jahren gibt es zudem das Elterngeld Plus vor allem für in Teilzeit arbeitende Mutter und Väter. Es fällt niedriger aus, wird dafür aber erheblich länger gezahlt, nämlich bis zu 36 Bezugsmonate für beide Elternteile zusammen. Welche Form des Elterngeldes für ein Paar günstiger ist, kann es selbst berechnen.
Regionale Unterschiede
Auch das Familienministerium bietet auf seiner Homepage einen "Elterngeld-Rechner" an. Mittlerweile kann der Antrag auch digital gestellt werden.
Vor allem Frauen nutzen laut Statistischem Bundesamt diese Variante des Elterngeldes. Mit 26 Prozent habe gut jede vierte berechtigte Frau in Deutschland im Rahmen ihres Elterngeldbezuges das Elterngeld Plus eingeplant. Allerdings mit großen regionalen Unterschieden: Das Spektrum reichte von 11 Prozent im nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen bis hin zu 52 Prozent im rheinland-pfälzischen Pirmasens.
Laut einer rund zwei Jahre alte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die Familienhilfe in den vergangenen Jahren zu vielen positiven Effekten geführt. Sie hat das Einkommen für die meisten Familien im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes erheblich erhöht und damit zu einer Art Schonraum geführt.
Erwerbstätigkeit nimmt zu
Nachgewiesen sei auch, dass die Erwerbstätigkeit von Müttern insgesamt zugenommen habe, so die Studie. Zwar hätten sich mehr Mütter mit hohen Einkommen und Qualifikationen eine längere Auszeit genommen, als es früher der Fall gewesen sei. Im zweiten Lebensjahr des Kindes sei die Erwerbsbeteiligung vor allem von Müttern im unteren Einkommensbereich aber gestiegen.
Der Staat muss dafür tief in die Tasche greifen: Für das Elterngeld plant der Bund jährlich steigende Mehrkosten von rund 200 Millionen Euro auf schließlich 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2020. Der Grund dafür ist ein sehr erfreulicher: Seit einiger Zeit steigen die Geburtenzahlen in Deutschland wieder. Auch das hatte von der Leyen als angestrebten Effekt der Familienhilfe angeführt.