"Wir ziehen eine Gerichtsverhandlung im Vatikan aber nicht einer Gerichtsverhandlung in Frankreich vor", wird der Kläger, Mathieu de la Souchere, zitiert. Die mutmaßlichen Opfer hatten auch bereits Klage in Paris eingereicht, berichtet die Zeitung "La Croix" (Freitag). Dort ruht der Prozess laut der Zeitung, weil der Nuntius unter diplomatischer Immunität stehe.
Mehrere Vorwürfe gegen Nuntius Ventura
De la Souchere wirft dem Nuntius vor, ihn beim Neujahrsempfang der Pariser Bürgermeisterin im Januar mehrmals unsittlich berührt zu haben. Er wurde dem Bericht zufolge am Mittwoch gemeinsam mit einem anderen mutmaßlichen Opfer im Vatikan vom Leiter des Kinderschutzzentrums an der Gregoriana-Universität in Rom, Hans Zollner, empfangen. Er habe sehr aufmerksam zugehört und nicht versucht, den Vorfall kleinzureden, sagte de la Souchere "La Croix".
Der Nuntius hatte im Mai die mutmaßlichen Missbrauchsopfer getroffen und war auf eigenen Wunsch von der Polizei vernommen worden. Er ist seit 2009 Vatikan-Gesandter in Frankreich. Zuvor war er Papstbotschafter in mehreren afrikanischen Ländern, Chile und Kanada. "La Croix" berichtet zudem über einen Bischof aus Ostfrankreich, den Ventura unsittlich berührt haben soll. Erwähnt werden auch mögliche mutmaßliche Fälle in Kanada und Chile.
Vatikan-Gesetze gelten nun auch im Ausland
Gemäß einem Gesetz vom Juli 2013 kann die Justiz des Vatikanstaates auch über Straftaten urteilen, in denen Vatikan-Bedienstete ihre Macht im Ausland missbraucht oder ihre Pflichten verletzt haben. Das war 2018 der Fall, als ein Berater der Nuntiatur in Washington wegen Kinderpornografie zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde.