Bischof Bode wegen Kirchenaustritten in Sorge

Menschen verlassen Kirche "im besten Alter"

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, zeigt sich wegen der zunehmenden Zahl an Kirchenaustritten besorgt. Angesichts der Entwicklung fürchtet Bode auch eine "Sogwirkung".

Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg ( KNA )

"Bei uns gehen im Moment hundert Menschen pro Woche aus der Kirche raus und zwar im besten Alter", sagte der Osnabrücker Bischof im Podcast "Die soziale Frage" von Business Insider (Donnerstag). Das seien keine Menschen, die am Rand der Kirche stünden.

Aus Protest

Er fürchte eine "Sogwirkung auf andere Kirchenmitglieder", so Bode. "Keiner will auf einem 'untergehenden Schiff' sein." Viele Menschen gingen aus Protest gegen Skandale, die in den letzten Jahren hochgekommen seien, erklärte der Bischof.

"Diese Erfahrungen der sexuellen Gewalt und vor allen Dingen die Gespräche mit Betroffenen und Opfern, die ich ja nun als Bischof in den letzten Jahren vielfach erlebt habe, die haben mich schon an den Rand des Glaubens gebracht", sagte er.

Vertrauen wieder aufbauen

Er habe sich gefragt, wie die Kirche je wieder Vertrauen aufbauen und glaubwürdig werden könne. "Alle Anstrengungen, die ich nun 30 Jahre als Bischof gemacht habe, sind mit einem Schlag zunichte", so Bode, in dessen eigener Amtszeit Missbrauchsfälle eines Pfarrers im Bistum Osnabrück aufkamen. Die Kirche habe keine andere Möglichkeit, als konsequent aufzuarbeiten.

Der Bischof sieht die Bedeutung der Kirche vor allem in der Gemeinschaft, die sie für ihre Mitglieder bereitstellt. "Der Glaube ist an eine Gemeinschaft gebunden, die die christlichen Inhalte auch trägt und diese immer wieder weitergibt", erklärte Bode. "Ohne die Gemeinschaft aber verdunstet der Glauben auch ein Stück, weil er nicht immer wieder besprochen wird." 

Bischof Franz-Josef Bode

Er war der erste katholische deutsche Bischof, der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal sein Amt abgegeben hat. Am Sonntag ist der Osnabrücker Altbischof Franz-Josef Bode (72) mit einem Gottesdienst im Dom verabschiedet worden.

Bode, der im März seinen Rücktritt bekanntgab, stand seit der Veröffentlichung erster Ergebnisse einer Missbrauchsstudie für dasBistum Osnabrück im September in der Kritik. Die Autoren werfen ihm und anderen Verantwortlichen vor, nicht pflichtgemäß oderunangemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert zu haben.

Bischof em. Franz-Josef Bode / © Friso Gentsch (dpa)
Bischof em. Franz-Josef Bode / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
KNA