Menschenrechtler beklagen Straflosigkeit in Mexiko

Überall organisiertes Verbrechen

Auch ein Jahr nach dem Verschwinden von 43 Studenten im Süden Mexikos beklagen Menschenrechtler die schleppende Aufklärung. Bei einer Tagung von Misereor und anderen Hilfsorganisationen äußerte sich der Anwalt der Familien.

Fotografien und Gedenkwünsche für die Studenten / © Jose Mendez (dpa)
Fotografien und Gedenkwünsche für die Studenten / © Jose Mendez ( dpa )

"Nach wie vor ist die Tat noch nicht aufgeklärt und die Behörden machen alles, damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt", sagte Vidulfo Rosale Sierra am Montag in Berlin. Er wurde mit anderen mexikanischen Aktivisten von den Hilfsorganisationen Brot für die Welt, Amnesty International und Misereor zu einer Tagung in die Bundeshauptstadt eingeladen. "Die absolute Straflosigkeit ermöglicht, dass weitere schwere Menschenrechtsverletzungen begangen werden", so Sierra.

Ende September 2014 hatten Studierende in dem südmexikanischen Bundesstaat Guerrero an einer Demonstration gegen die schlechte Bezahlung von Lehrern an Schulen in ländlichen Raum teilgenommen und danach Busse gekapert. Die Polizei hatte daraufhin das Feuer eröffnet und nach Augenzeugenberichten zahlreiche Demonstranten verschleppt.

Fast 200 Menschen verschwinden pro Tag

Sierra beklagte die weitverbreitete Korruption in Mexiko: "Die Behörden und die Kommunalpolitik sind vom organisierten Verbrechen infiltriert." So nehme der Staat zwar Verdächtige fest, die eigentlichen Täter könnten jedoch entkommen. "Diese Straflosigkeit ist die beste Garantie dafür, dass sich so ein Verbrechen festsetzt", so der Anwalt.

Nach Hochrechnungen von Amnesty International verschwinden im Schnitt rund 175 Menschen pro Tag in Mexiko. Die schleppende Aufklärung und Straflosigkeit habe gravierende Auswirkungen auf das Land: Die Menschen seien voller Hoffnungslosigkeit und Angst.


Quelle:
KNA