Menschenrechtler fordern Gerechtigkeit für indische Christen

 (DR)

Zehn Jahre nach einer Gewaltwelle von nationalistischen Hindus gegen Christen in Indien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Gerechtigkeit für die Gewaltopfer gefordert. Die Menschenrechtsorganisation erklärte am Donnerstag in Göttingen, dass eingestellte Ermittlungsverfahren gegen die mutmaßlich Verantwortlichen wieder aufgenommen und unschuldig inhaftierte Christen freigelassen werden müssten.

In pogromähnlichen Ausschreitungen hatten Hindu-nationalistische Fanatiker am 25. August 2008 hunderte Dörfer und Kirchen überfallen und die Häuser von tausenden Christen niedergebrannt. Nach Angaben der GfbV starben mindestens 92 Menschen bei dem Gewaltausbruch, etwa 56.000 Christen flohen aus der Region Kandhamal im Bundesstaat Orissa. Auslöser war der Mord am Hindu-nationalistischen Guru Swami Laxmananda gewesen, für den die Christen verantwortlich gemacht wurden. Laut GfbV hatten sich maoistische Rebellen dazu bekannt.

Das Oberste Gericht Indiens hatte laut GfbV zwar die Wiederaufnahme von 315 eingestellten Ermittlungsverfahren gegen die mutmaßlich Verantwortlichen des Pogroms angeordnet, das Urteil ist bis heute aber nicht umgesetzt worden. Sieben willkürlich verhaftete Christen würden noch immer im Gefängnis festgehalten, sie seien aufgrund falscher Anschuldigungen 2013 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Die Menschenrechtsorganisation beobachtet die Situation der indischen Christen mit Sorge. Unter der Hindu-nationalistischen Regierung des Premierministers Narendra Modi würden Christen als Bürger zweiter Klasse behandelt. Wie schlecht es um Indiens Christen stehe, zeige sich nicht zuletzt am Fall der noch immer inhaftierten Unschuldigen. (kna, 23.08.2018)