Merkel erhofft sich vom Reformationsjubiläum neue Einsichten

Eigener Blick auf die Reformation

Kanzlerin Angela Merkel will sich im Jubiläumsjahr eingehender mit der Reformation auseinandersetzen. "Obwohl ich aus einem evangelischen Pfarrhaus stamme, gibt es immer wieder neue Einsichten", sagte Merkel in ihrem Video-Podcast.

Merkel in der Maria-Magdalenen-Kirche in Templin / © Bernd Settnik (dpa)
Merkel in der Maria-Magdalenen-Kirche in Templin / © Bernd Settnik ( dpa )

Der wöchentliche Podcast der Bundeskanzlerin wurde am Samstag veröffentlicht. Sie werde in den kommenden Monaten versuchen, sich "noch einmal intensiver mit der Reformation zu beschäftigen", sagt Merkel darin. Sie hoffe, dass viele Bürger und Touristen dies auch tun werden - "und sich dann einen eigenen Blick auf die Reformation erarbeiten", fügte die Regierungschefin hinzu.

Die evangelische Kirche feiert im kommenden Jahr 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Merkel will sich Reformationsausstellungen anschauen

Die zahlreichen Veranstaltungen im Festjahr, das am Montag beginnt, werden nach Auffassung der Kanzlerin einen vielfältigen Blick auf die Geschichte Deutschlands ermöglichen: "Wo hat die Reformation Spuren hinterlassen? Wo gab es zum Teil eben auch sehr blutige Auseinandersetzung um der Religion Willen?" Es werde ihr immer bewusster, dass das Verständnis der eigenen Geschichte und Kultur eine unabdingbare Voraussetzung sei, auch in Zeiten der Globalisierung eigene Standpunkte, Werte und Überzeugungen darstellen zu können, betonte sie.

Merkel räumte ein, dass sie nicht so oft zu Kulturveranstaltungen gehe, wie sie eigentlich wolle. "Aber ich versuche schon, Opernaufführungen, Konzerte oder auch Museen zu besuchen." Sie habe zum Beispiel große Freude daran, dass jetzt im Berliner Martin-Gropius-Bau die erfolgreiche Deutschland-Ausstellung aus dem British Museum in London gezeigt werde. "Und ich hoffe, dass ich mir auch wenigstens eine oder zwei der Reformationsausstellungen denn werde persönlich anschauen können."

Bedford-Strohm: Luther kein Wutbürger

Martin Luther war nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kein sogenannter Wutbürger. Luther sei in der Tat ein sehr authentischer und leidenschaftlicher Mensch gewesen, sagte der bayerische Landesbischof am Samstag im Deutschlandfunk. "Aber Wutbürger passt ganz bestimmt nicht", sagte er mit Blick auf den aktuellen Titel des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", in dem Luther als "erster Wutbürger" bezeichnet wird. Luther habe von der Freiheit eines Christenmenschen gesprochen. Ihm sei es um die Liebe Gottes gegangen, die er auch den Mächtigen entgegengesetzt habe. Zudem habe sich der Reformator immer für die Schwachen und Armen eingesetzt. Das passe nicht zu "Pegida".

Bedford-Strohm unterstrich erneut die ökumenische Dimension des 500. Reformationsjubiläums, das am Montag eröffnet wird. Er sagte, dies werde auch von der Basis der Kirchen mitgetragen. Zudem erneute er seinen Vorschlag, den Reformationstag oder den Buß- und Bettag dauerhaft zu einem bundesweiten Feiertag zu machen. Dies wäre ein Zeichen gegen die zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft, sagte er. Benötigt werde "mehr Beziehungswohlstand". Der Buß- und Bettag war 1995 in allen Bundesländern außer Sachsen als gesetzlicher Feiertag abgeschafft worden. Der Reformationstag (31. Oktober) wird 2017 bundesweit ein Feiertag sein, allerdings nur einmalig.


Quelle:
epd