In Mexiko beginnt die 17. Weltaidskonferenz

"Action Now" und Positionsstreit

Am Sonntag hat in Mexiko-Stadt die 17. Weltaidskonferenz begonnen. Vor Ort für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit ist Cornelius Oepen. Mit ihm sprach domradio über die Herausforderungen des Treffens. Begleitet wird die fünftägige Veranstaltung von einer Debatte über die Position der katholischen Kirche.

 (DR)

Die 29 Regierungen Lateinamerikas konnten sich nicht auf eine einheitliche Linie gegenüber der Position der katholischen Kirche einigen. Diese propagiert Enthaltsamkeit und Treue als wirksamste Verhütung einer Ansteckung mit Aids.

Der mexikanischen Tageszeitung "El Universal" (Samstag) zufolge verpflichteten sich die Regierungen im Vorfeld der Aidskonferenz dagegen darauf, bisherige Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu überprüfen, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Zudem wollen sie die Aufklärung über Verhütung und den Gebrauch von Kondomen fördern sowie verstärkt gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten kämpfen.

Mexiko pochte darauf, als laizistischer Staat unabhängig von der kirchlichen Position Aufklärung betreiben zu wollen. Auch Brasilien, Kolumbien und Guyana betonen laut "El Universal" die individuelle Entscheidungsfreiheit. Die Vertreter Honduras, Nicaraguas und von Belize bezeichneten die Kirche als Haupthindernis für die Umsetzung einer integralen Aufklärungspolitik. Allein die Karibikstaaten wollten "sexuelle Abstinenz" in ihren Aids-Aufklärungsprogrammen verankern, so das Blatt.

Bischofs-Appell
Die katholische Kirche Mexikos hatte im Vorfeld Solidarität mit HIV-Infizierten und mehr Toleranz gefordert. Die Türen von Kirchen, Glaubensgemeinschaften, Schulen und kirchlichen Heimen dürften nicht verschlossen bleiben, forderte der für die Caritas zuständige Bischof Gustavo Rodrigo Vega am Wochenende in Mexiko-Stadt.

Der Weihbischof von Monterrey präsentierte einen Aktionskatalog der mexikanischen Sozialpastoral; er umfasst 12 Punkte und trägt den Titel "Unser Glaube agiert für ein würdiges Leben unserer Brüder und Schwestern mit HIV". Zu der sechstägigen Konferenz werden rund 25.000 Wissenschaftler, Politiker und Aids-Aktivisten erwartet.

Vega verurteilte, dass Infizierte aus Angst und Ignoranz diskriminiert würden. Es gehe nicht an, dass Menschen "mit der Lepra des neuen Millenniums" sich verstecken müssten. Weiter bekräftigte der Bischof den Appell der Kirche zu einer ganzheitlichen Sexualaufklärung, die die Liebe und Verantwortung der Ehepartner betone.

Motto "Universal Action Now"
In Mexiko-Stadt tagen bis Freitag rund 25.000 Wissenschaftler, Politiker und Aids-Aktivisten. Das Treffen findet alle zwei Jahre an wechselnden Orten statt. Es steht unter dem Motto "Universal Action Now". Erstmals tagt die Konferenz in Lateinamerika.  

Kernthemen der bis Freitag dauernden Tagung sind die Stärkung der gesundheitlichen Infrastruktur sowie Synergieeffekte von Behandlung und Prävention. Auch Respekt und Förderung von Menschenrechten sowie Gleichberechtigung in Bezug auf Hilfe stehen auf dem Programm.  Mexikos Präsident Felipe Calderon Hinojosa eröffnete am Sonntag die Konferenz eröffnen. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton werden erwartet.

Nach Angaben des UN-Programms UNAIDS leben weltweit rund 33 Millionen Menschen mit dem Aids-Erreger. Wie aus einem Bericht hervorgeht, steckten sich im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Menschen neu an, 2 Millionen Erkrankte starben. 67 Prozent der Infizierten lebten in Afrika, wo die Krankheit die häufigste Todesursache sei.