Der "migrationsethische Kompass" habe große Bedeutung für die österreichische Migrationspolitik und Haltung der Kirchen. Das Papier, an dem die Pastoraltheologin mitgewirkt hat, könne für Österreich ein Anstoß sein, "sich auf allen Ebenen der Kirche dem Thema Migration und Flucht intensiv zu widmen", sagte die Migrations-Expertin am Donnerstag der Wiener Presseagentur Kathpress.
Katholiken kennen Kirchenposition nicht
Handlungsbedarf sieht Regina Polak etwa dahingehend, dass "viele Katholikinnen und Katholiken in Österreich die theologische und die religiöse Bedeutung von Migration und die Kirchenposition dazu nicht kennen" würden und Migranten mitunter ablehnend gegenüber ständen. Das Papier rege daher die Schaffung entsprechender diözesaner und überdiözesaner Strukturen in der Kirche an, um das Thema Migration im Bewusstsein der Gläubigen zu verankern, Integration zu fördern, dazu zu motivieren, für eine gerechte Migrationspolitik einzutreten und seelsorgliche Angebote auszubauen.
"Migration menschenwürdig gestalten"
In ihrem am Donnerstag in Berlin präsentierten "Gemeinsamen Wort" unter dem Titel "Migration menschenwürdig gestalten" plädieren die Kirchen in Deutschland für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten. Es brauche einen "migrationsethischen Kompass", heißt es in dem mehr als 200 Seiten umfassenden Dokument, das die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vorstellten. Dauerhafte, einfache Lösungen könne es in diesem Bereich nicht geben.
Theologische Dimension von Migration
Laut Polak gilt es wiederzuentdecken, dass Migration nicht nur eine soziale und politische Dimension hat, sondern auch eine theologische: "Denn wir verdanken unseren Glauben Menschen mit Migrationserfahrung; Menschen auf der Flucht, die Vertreibung, den Exodus erlebt haben und das Leben in der Diaspora kennen. Unser Glaube hat insofern eine Migrationsmatrix." Aus dieser ergebe sich die christliche Verantwortung für Marginalisierte, Fremde, Geflüchtete und das Eintreten für eine gerechte Gesellschaft, schloss die Theologin.