Militärgeneralvikar Wakenhut über die Soldatenwallfahrt nach Lourdes und das Fehlen des ehemaligen Militärbischofs Walter Mixa

"Bei den Soldaten hinterlässt er eine Lücke"

Rund 700 deutsche Soldaten nehmen ab Mittwoch an der Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes teil. Anstelle Walter Mixas begleitet Walter Wakenhut die Soldatenwallfahrt, der über das Fehlen des des ehemaligen Militärbischofs sagt: "Er hinterlässt eine große Lücke bei den Soldaten." Gegenüber domradio.de spricht der Militärgeneralvikar über Sinn und Stellenwert der Wallfahrt für die katholischen Bundeswehrmitglieder.

 (DR)

domradio.de: Soldaten, die ein Wallfahrt machen - wie passt das zusammen?
Wakenhut: Soldaten sind Christen wie alle anderen auch. Und gerade bei katholischen Christen gehört eine Wallfahrt existenziell zum Leben dazu. Die jährliche Lourdes-Wallfahrt hatte schon immer eine große Resonanz - eine selbstverständliche Erfahrung im Leben der katholischen Soldaten.
Sie begleiten sie Wallfahrt - welche Aufgaben kommen da auf Sie zu?
Vor allen Dingen die Fragen der jungen Soldaten, die sich aufgrund ihrer Aufgaben stellen. Die meisten Soldaten, die mitfahren, sind ja keine Wehrpflichtigen mehr, sondern freiwillig länger Dienende, sind Zeitsoldaten. Die bringen zum Teil Fragen aus ihren Einsätzen mit: Fragen nach dem Sinn ihres Einsatzes, grundsätzliche Fragen nach dem Sinn des Lebens. Die Zeit in Lourdes ist für sie eine Zeit der Besinnung.

domradio.de: In diesem Jahr steht die Wallfahrt unter dem Motto "Zeichen des Kreuzes, Zeichen des Lebens". Wie findet sich das Motto während der Tage wieder?
Wakenhut: Ein Höhepunkt der Wallfahrt ist immer der gemeinsame Kreuzweg. Und in diesem Kreuzweg kann man durchaus entfalten, wie das Kreuz zum Zeichen des Lebens wird, dass es Mühen und Schwierigkeiten im eigenen Leben gibt - und am Ende eben das Leben in der Fülle und der Auferstehung dasteht. Das wird im Gehen dieses Kreuzweges deutlich - nach unserer Erfahrung gehen auch immer 100 Prozent der Beteiligten mit.

domradio.de: Mit welchen Erfahrungen kehren die Soldaten in ihren Alltag zurück?
Wakenhut: Vor allen Dingen auf die einer sehr intensiven Gemeinschaft - die fünf Tage zunächst im Zug und dann auf dem Zeltplatz schweißen zusammen. Man hat dann nicht nur die Lagererfahrung des Einsatzes, sondern auch die des freiwilligen Zusammenseins, des Redens, des miteinander Singens und Betens. Das stärkt im Glauben und in der menschlichen Erfahrung des Zusammenseins.

domradio.de: Walter Mixa wird nicht mehr als Militärbischof dabei sein wie in den Jahren zuvor. Wird er den Soldaten fehlen?
Wakenhut: Bischof Mixa hatte eine einzigartige Weise, den Soldaten zu begegnen: er konnte sehr schnell eine Gemeinschaft mit ihnen aufbauen, hatte ein sehr offenes Ohr für die Not der Soldaten. Und die Soldaten merkten das, sie hatten schnell ein sehr großes Vertrauensverhältnis zu ihm. Insofern hinterlässt er bei den Soldaten eine große Lücke.

Das Gespräch führte Christian Schlegel.

Hintergrund
Rund 700 deutsche Soldaten nehmen ab Mittwoch an der Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes teil. Bis zum 25. Mai werden dazu nach Angaben des Katholischen Militärbischofsamtes in Berlin rund 14.000 Pilger aus 30 Nationen in dem südfranzösischen Marienwallfahrtsort erwartet. Die traditionsreiche Soldatenwallfahrt wird dieses Jahr zum 52. Mal organisiert. Sie steht unter dem Motto «Zeichen des Kreuzes, Zeichen des Lebens».

Die deutschen Teilnehmer reisen gemeinsam mit Soldaten aus Litauen, Norwegen, England und den USA in drei Sonderzügen aus Münster, Hamburg und Nürnberg nach Lourdes. Anstelle des ehemaligen Militärbischofs Walter Mixa begleitet Militärgeneralvikar Walter Wakenhut die Soldatenwallfahrt.

Die weltweit größte Pilgerfahrt für Militärangehörige geht zurück auf das Jahr 1944, als französische Soldaten erstmals gemeinsam nach Lourdes reisten. Die erste Internationale Soldatenwallfahrt fand 1958 statt. Soldaten aus ehemals verfeindeten Ländern sollten Versöhnung und Gemeinschaft erfahren.

Die kleine Stadt am Fuß der Pyrenäen ist einer der berühmtesten Wallfahrtsorte der Welt, da dort mehrfach die Gottesmutter Maria erschienen sein soll. Jährlich kommen rund sechs Millionen Pilger; Kranke und Behinderte erhoffen sich von dem in Lourdes entspringenden Wasser Heilung von ihren Leiden. Mehrere tausend Heilungen sind dokumentiert.