In dem Gesetz, das in dieser Woche in das Parlament eingebracht werden soll, gehe es "um eine radikale Neufassung der Verfassung", warnte der Dachverband der protestantischen Kirchen Malaysias (CCM) in einer am Montag veröffentlichten Erklärung.
Der CCM-Vorsitzende Hermen Shastri forderte die Fraktionschefs der Parlamentsparteien darin auf, ihre Abgeordneten frei nach ihrem Gewissen über das Hudud-Gesetz abstimmen zu lassen. Das Hudud genannte islamische Strafrecht sieht drakonische Strafen wie Handamputationen für Diebe oder die Steinigung von Ehebrechern vor.
Katholische Kirche warnt vor Islamisierung
Der emeritierte katholische Bischof Paul Tan Chee Ing bezeichnete das Hudud-Gesetz bereits am Wochenende im Onlineportal Malaysiakini als "weiteren Schritt zur Islamisierung des Landes". Der "Malaysische Konsultativrat der Buddhisten, Christen, Hindus, Sikhs und Taoisten" sieht Malaysia auf dem Weg in eine "islamische Theokratie", in der die "allen Bürgern garantierten Rechte untergraben werden".
Rund 60 Prozent der 31 Millionen Malaysier sind Muslime. 40 Prozent gehören den Minderheitsreligionen an. Der Islam ist in dem südostasiatischen Land Staatsreligion.
Gesetz könnte Nachahmer finden
Bei der Hudud-Initiative geht es um die Einführung des islamischen Strafrechts im Bundesstaat Kelantan. Das Parlament des seit vielen Jahren von der islamischen PAS regierten malaysischen Bundesstaates hatte im vergangenen Jahr die Hudud einstimmig beschlossen. Das Gesetz kann aber nur nach einer Ergänzung der Verfassung in Kraft treten. Vertreter der Minderheitsreligionen befürchten, dass eine solche Verfassungsänderung auch anderen malaysischen Bundesstaaten den Weg zur Einführung des islamischen Strafrechts ebnen werde.
Die größte Regierungspartei United Malays National Organization (UMNO) ist offenbar bereit, als Zeichen der Einheit der malaiischen Muslime die Hudud-Initiative der PAS zu unterstützen. Die mit der UMNO seit Jahrzehnten in der Barisan Nasional (Nationalen Front) verbündeten kleinen chinesischen und indischen Parteien drohen für den Hudud-Fall mit einer Aufkündigung des Bündnisses.