Fünf Hinterbliebene des verheerenden Dammbruchs an einer Eisenerzmine in Brasilien haben den TÜV Süd und einen seiner Manager in Deutschland angezeigt. Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte am 17. Oktober 2019 den Eingang der Strafanzeige gegen einen deutschen Beschuldigten und einen Rechtsanwalt sowie die Ordnungswidrigkeitsanzeige gegen den TÜV Süd. Bei dem Unglück am 25. Januar 2019 war ein Damm an einer Eisenerzmine gebrochen, der einige Monate davor von einer Tochterfirma des TÜV Süd untersucht worden war. Mindestens 240 Menschen kamen damals ums Leben. Mehr als 20 Menschen werden noch vermisst.
Der TÜV Süd bestätigte den Eingang der Strafanzeige gegen Mitarbeiter und betonte: "Wir haben unverändert großes Interesse an der Aufklärung der Unglücksursache und bieten im Rahmen der laufenden Ermittlungen den Behörden und Institutionen in Brasilien und Deutschland weiterhin unsere Kooperation an."
Dem deutschen Beschuldigten werde "Bestechung im geschäftlichen Verkehr durch Unterlassen, fahrlässiges Herbeiführen einer Überschwemmung in Nebentäterschaft durch Unterlassen und fahrlässige Tötung in Nebentäterschaft durch Unterlassen vorgeworfen", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Anzeige, die drei Aktenordner umfasse, werde geprüft. Dies werde aber einige Zeit dauern.
Die Hinterbliebenen werden bei ihrer Klage von Misereor und dem European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) unterstützt. In einer Mitteilung von Misereor erhebt Marcela Nayara Rodrigues, eine der fünf Anzeigeerstatterinnen, schwere Vorwürfe: "Der Dammbruch war kein Unfall - er war ein Verbrechen. TÜV Süd wusste, dass der Damm ein Sicherheitsrisiko barg, trotzdem wurde die Stabilitätserklärung ausgestellt." Zudem betont sie: "Für mich ist die Anzeige eine persönliche Angelegenheit: Weil mein Vater beim Dammbruch getötet wurde und weil sich das korrupte Geschäft mit der Sicherheit ändern muss - denn es zerstört unsere Leben und unseren Planeten."
(dpa, Stand: 17.10.2019)