Wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete, wurden 25 weitere verletzt. Die Kopten waren der staatlichen Zeitung "Al-Ahram" zufolge im Bus auf einer Schnellstraße unterwegs zum Sankt Samuel Kloster in der südlichen Provinz Minja, als sie von Unbekannten attackiert wurden. Details waren zunächst nicht bekannt.
Die Angst kehrt zurück
Nach dem Angriff auf Christen in einem Bus in Ägypten haben Kirchenvertreter ihre Abscheu über die Tat bekundet. Papstbotschafter Erzbischof Bruno Muso sprach von einem "feigen Anschlag". Der Akt richte sich "gegen die Christen, gegen die Kirche und gegen alle Ägypter", sagte der Nuntius dem italienischen Pressedienst SIR (Freitag).
Kardinal Marx erinnerte an eine Vielzahl von Anschlägen, denen koptische Christen in Ägypten in den vergangenen Jahren zum Opfer gefallen seien. Erst im April wurden Bombenattentate auf zwei koptische Kirchen verübt. "Papst Franziskus hat mit seinem erst einen Monat zurückliegenden Besuch in Ägypten die christlich-islamischen Beziehungen gestärkt und den bedrängten Christen Mut zugesprochen", erinnerte Marx, der auch Präsident der EU-Bischofskommission COMECE ist. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch äußerte auf Facebook sein Entsetzen und rief zum Gebet mit den koptischen Christen auf.
Ein Vertreter des koptisch-katholischen Patriarchats äußerte den Verdacht, das Attentat erfolge mit Absicht vor dem christlichen Pfingstfest und vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan. "Jetzt kehrt die Angst zurück - und mit ihr auch wieder die fest verschlossenen Kirchen", so der Sekretär des Patriarchats, Hani Bakhoum Kiroulos, zu SIR.
Terror zerstört das Land
Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, hat mit Trauer und Bestürzung auf den erneuten Anschlag auf koptische Christen in Ägypten reagiert. Damit sei die Wunde vertieft worden, sagte Damian am Freitag in Höxter. Terroristische Angriffe seien nicht nur eine Bedrohung für die christliche Minderheit in Ägypten, sondern zerstörten das ganze Land. Als auffällig bezeichnete der Bischof, dass es Anschläge oft nach dem Freitagsgebet in den Moscheen gebe.
Auch deutsche Politiker und Kirchenvertreter zeigen sich tief erschüttert über den Anschlag auf koptische Christen in Ägypten. "Diese nicht enden wollende Gewalt gegen die christliche Minderheit macht fassungslos; sie muss mit allen legitimen Mitteln gestoppt werden", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx am Freitag. Er sprach allen koptischen Christen und Papst Tawadros II., dem Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, sein tief empfundenes Mitgefühl aus.
Terror und Solidarität
Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier bekundete sein Beileid nach der Bluttat mit mindestens 26 Toten. "Ich bin erschüttert, dass zum wiederholten Male koptische Christen in Ägypten Opfer eines Anschlags wurden", sagt er. "Erneut möchte ich meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass sich alle Menschen in Ägypten gegen den Terror verbünden und die Religionsgruppen in Solidarität zusammenstehen."
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) erfuhr beim Deutschen Evangelischen Kirchentag während eines Gesprächs mit dem Großscheich der Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmad Al-Tayyeb, von dem Anschlag.
"Wir sind erschüttert und sind uns absolut einig: Terrorismus im Namen der Religion ist Missbrauch der Religion. Jede terroristrische Tat ist eine abscheuliche Tat, die ich aufs Schärfste verurteile", zitierte das Innenministerium de Maiziere via Twitter. "Kein Ägypter sympathisiert mit solchen Taten, kein Christ, kein Muslim", meinte der Scheich.
Schweigeminute für die Opfer
"Uns ist es auch wichtig, dass Kopten nicht als Gottlose bezeichnet werden", sagte der Bischof weiter. Er betonte, dass die Kopten sich in ihrem Glauben nicht erschüttern ließen. "Es wird niemanden geben, der uns in Angst versetzen kann. Wir vertrauen auf die schützende Hand Gottes und gehen trotzdem weiter in die Kirchen und Klöster."
Der Großscheich der al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb, betonte: "Kein Ägypter sympathisiert mit solchen Taten, kein Christ, kein Muslim". Den Terroristen gehe es darum, die Stabilität in Ägypten zu erschüttern. Der Scheich bat zum Abschluss alle Anwesenden um eine Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags.
Chronik der Gewaltakte
In Ägypten gibt es immer wieder Attacken radikaler Islamisten auf die christliche Minderheit. Erst am Palmsonntag hatte ein Doppelanschlag auf Kirchen in den Städten Tanta und Alexandria fast 50 Todesopfer gefordert. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu den Taten.
Nach Angaben des koptischen Papstes Tawadros II. wurden allein zwischen 2013 und 2016 insgesamt 37 religiös motivierte Gewaltakte gegen Kopten vor allem in Ägypten, aber etwa auch in Libyen verübt. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert Anschläge und Übergriffe seit 2000:
2. Januar 2000: In Koscheh in Oberägypten töten Muslime 21 Kopten (Zweites Koscheh-Massaker).
7. Januar 2010: Vor der Kathedrale von Nag Hammadi in Ägypten erschießt ein Attentäter nach der Christmette sieben Kopten und einen Muslime.
1. Januar 2011: Bombenanschlag auf die Al-Qiddissine-Kirche in Alexandria; mehr als 20 Tote und rund 100 Verletzte.
7. Mai 2011: Angriffe auf drei koptische Kirchen, Geschäfte und Häuser im Kairoer Arbeiterviertel Imbaba; zehn Menschen, Kopten und Muslime, werden getötet.
9. Oktober 2011: Nach einer zunächst friedlichen Demonstration von koptischen Christen in Kairo kommt es zu Ausschreitungen; das Militär geht brutal gegen die Demonstranten vor, mehr als 20 Personen kommen ums Leben, größtenteils Kopten.
14. August 2013: Anhänger der Muslimbrüder zerstören mehr als ein Dutzend koptische Kirchen. Ein Kloster in der Provinz Minia wird vollständig zerstört und geplündert.
15. Februar 2015 (Veröffentlichung des Videos): Angehörige der Terrorgruppe "Islamischer Staat" enthaupten 21 koptische Christen am Strand nahe der libyschen Stadt Sirte.
Juni 2016: Im Dorf Al-Baeda in der Nähe von Alexandria werden drei Häuser koptischer Christen von Muslimen zerstört, zwei Christen werden verletzt.
11. Dezember 2016: Anschlag in der Kirche Sankt Peter und Paul in Kairo, mehr als 20 Tote und 35 Verletzte.
9. April 2017: Anschläge auf zwei koptische Kirchen in Alexandria und Tanta; insgesamt mindestens 44 Tote.
18. April 2017: Anschlag auf einen Kontrollposten vor dem Katharinen-Kloster auf der Sinai-Halbinsel. Ein Polizist wird getötet, drei weitere werden verletzt.
26. Mai 2017: Bewaffnete Männer greifen nahe der Stadt Al-Minja einen Bus mit koptischen Christen an und töten laut Medienberichten mindestens 23 Menschen.