Ministerpräsident Stoiber freut sich auf Benedikt XVI.

"Werden den Papst mit Bayernhymne empfangen"

Mit Spannung wartet Bayern auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. - zum ersten Mal seit 1.000 Jahren kehrt damit ein Bayer als Pontifex in seine Heimat zurück. Über dieses "historische Ereignis" und über seinen persönlichen Eindruck von Benedikt XVI. der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).Frage: Herr Ministerpräsident, ist Papst Benedikt XVI.

 (DR)

Mit Spannung wartet Bayern auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. - zum ersten Mal seit 1.000 Jahren kehrt damit ein Bayer als Pontifex in seine Heimat zurück. Über dieses "historische Ereignis" und über seinen persönlichen Eindruck von Benedikt XVI. der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).

Frage: Herr Ministerpräsident, ist Papst Benedikt XVI. im September auf Deutschland- oder auf Bayernbesuch?

Stoiber: Papst Benedikt XVI. besucht seine bayerische Heimat, wichtige Stationen in unserem Land, die sein Leben außerordentlich geprägt haben. Benedikt XVI. ist ja im Herzen ein Bayer geblieben. Er hat selbst einmal gesagt: In meinem Amt gehöre ich der Welt. Aber mein Herz schlägt bayerisch. Seine enge Verbundenheit mit Bayern ist sicher auch ein Motiv seines Besuchs. Natürlich kommt er damit auch nach Deutschland.

Frage: Wird auch die Bayernhymne gespielt?

Stoiber: Ich weiß, dass die Bayernhymne zu den Lieblingsstücken von Papst Benedikt XVI. gehört. Beim Besuch der CSU-Landtagsfraktion im letzten Herbst in Rom hat der Heilige Vater uns sogar seinen Segen mit dem Gebetsruf aus der Bayernhymne erteilt: "Gott mit Dir Du Land der Bayern." Wir werden dem Papst einen herzlichen Empfang in seiner Heimat bereiten - natürlich auch mit unserer Bayernhymne.

Frage: Was hat die Staatsregierung vor?

Stoiber: Wir werden alles dafür tun, dass der Besuch von Benedikt XVI. zu einem unvergesslichen Erlebnis für ihn selbst und für die Gläubigen aus Bayern und alle Welt wird. Mit einer großen Delegation werden wir mit Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel den Papst am Münchner Flughafen empfangen. Es werden auch zahlreiche Gläubige aus den bayerischen Gemeinden da sein, in denen Papst Benedikt XVI. gewirkt hat. Dann geht es mit einer Ehren-Eskorte zum Marienplatz, wo Kardinal Friedrich Wetter und ich mit Tausenden von Gläubigen den Heiligen Vater begrüßen werden. Nach seinem Gebet an der Mariensäule wird er sich zu Gesprächen mit dem Bundespräsidenten, der Bundeskanzlerin und mir als bayerischem Ministerpräsidenten in die Münchner Residenz zurückziehen. Am letzten Tag seines Aufenthalts begleiten wir ihn von Freising aus wieder mit einer Ehren-Eskorte zum Flughafen, wo ihn der Bundespräsident und ich nach Rom verabschieden.

Frage: Werden Sie noch an weiteren Programmpunkten teilnehmen?

Stoiber: Ich möchte bei allen großen Messen in München, Altötting und Regensburg dabei sein. Damit will ich auch ein Zeichen geben, wie Bayern sich freut und der ganze Freistaat zu diesem Papst steht. Ich finde es großartig, dass wir ihn nur wenige Monate nach meiner Einladung, die ich 2005 persönlich in Rom ausgesprochen habe, in unserem Land begrüßen dürfen. Das ist ein absoluter Höhepunkt und eine große Ehre für Bayern.

Frage: Erinnern Sie sich noch, wo Ihnen Joseph Ratzinger zum ersten Mal aufgefallen ist?

Stoiber: Ja, das war 1977, als er Erzbischof von München und Freising wurde. Ich war hingerissen von seiner Art zu predigen.
Und ich bin bis heute immer wieder fasziniert, wie klar, mitreißend und überzeugend Benedikt XVI. die Menschen anspricht.
Joseph Ratzinger ist einer der brillantesten Theologen und Menschen unserer Zeit.

Frage: Und wie erleben Sie den Papst heute?

Stoiber: Benedikt XVI. geht in bewundernswerter Weise direkt auf die Menschen zu. Er verströmt dabei eine große Menschlichkeit und Leichtigkeit. Ich bin zutiefst beeindruckt, wie Benedikt XVI. die Menschen mit seiner Art wieder gewinnt für die Bedeutung des Glaubens. Wie sein Vorgänger wird er konfessionsübergreifend als große moralische Autorität wahrgenommen, als einer, der freundlich, aber unnachgiebig Werte verkörpert und einfordert. In einer Zeit, wo Menschen Embryonen töten, um die Stammzellenforschung voranzutreiben, wo wir in die europäische Verfassung keinen Gottesbezug hinein bekommen, wo Sterbehilfe und Präimplantationsdiagnostik menschliches Leben beliebig verfügbar erscheinen lassen, ist dieser Papst eine Hoffnung für viele Christen in der ganzen Welt.

Frage: Stundenlange Autobahnsperrungen, längere Schulferien - manche halten den Aufwand für übertrieben, den Bayern für den Papstbesuch treibt.

Stoiber: Wenn nach 1.000 Jahren erstmals wieder ein Bayer Papst ist und seine Heimat besucht, ist das ein historisches Ereignis.
Wir wollen natürlich, dass alle Menschen, die sich das wünschen, dem Papst begegnen und ihn erleben können. Schulfrei ist ein besonderes Zeichen, das ein Land geben kann: Papst Benedikt XVI.
ist uns willkommen. Und es ist für mich klar, dass wir auch beim Verkehr und bei der Sicherheit alles tun, damit der Besuch des Heiligen Vaters in seiner Heimat zu einem großen, heiteren Ereignis wird. Die 1.500-jährige Geschichte unseres Kulturstaats ist intensiv vom Christentum geprägt. Davon lebt dieses Land, vielleicht intensiver als andere.

Frage: Fast hätte sich die Reise mit dem Oktoberfest überschnitten.

Stoiber (lacht): Das ist eine nette Geschichte. Ursprünglich sollte der Papst während des Oktoberfests nach Bayern kommen. Das Münchner Ordinariat hat im Vatikan darauf hingewiesen, ist aber auf der Arbeitsebene damit nicht durchgedrungen. Daraufhin hat man gebeten, dem Papst diesen Sachverhalt persönlich vorzulegen mit dem Hinweis, als früherer Erzbischof von München und Freising könne er das richtig einschätzen. Und so war es dann auch. Der Papst hat selbst dafür gesorgt, dass die Reise vorverlegt wird.
(kna)