Militär und Polizei in Mexiko machen sich nach Angaben des katholischen Hilfswerks Misereor zunehmend schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig. Alle zwei Stunden verschwinde in dem lateinamerikanischen Land ein Mensch, erklärte Misereor am Montag in Aachen zum Internationalen Tag der Verschwundenen am 30. August.
In rund einem Drittel der Fälle seien Behörden, Soldaten oder Polizisten involviert. Insgesamt gelten in Mexiko mehr als 30.000 Menschen als vermisst, wie es hieß. Die Dunkelziffer soll wesentlich höher sein.
Warum verschwindet jemand?
Als Vorwand für "gewaltsames Verschwindenlassen" diene der Kampf gegen Terror und Drogenkriminalität, sagte Catharina Köhler, Misereor-Länderreferentin für Mexiko. Vorwiegend verschwinden nach ihren Worten junge Männer. Opfer seien aber auch junge Frauen, die missbraucht oder zur Zwangsprostitution gezwungen würden, sowie Migranten, Journalisten und Aktivisten. "In Mexiko kann es jeden treffen", erklärte Köhler. Die Betroffenen werden entführt, willkürlich festgenommen, gefoltert oder hingerichtet. Sogar Polizisten und Behördenvertreter könnten dem Verschwindenlassen zum Opfer fallen, wenn sie der falschen Seite angehörten.
Angehörige und Freunde der Verschwundenen würden vom Staat alleingelassen und sozial ausgegrenzt, sagte die Referentin. Die Behörden bestritten meist, die vermisste Person festgenommen zu haben, Anzeigen würden zu spät oder nur widerwillig aufgenommen.
Selbst wenn ein Verbrechen nachgewiesen werden könne, drohe den Tätern selten eine Strafe. Weniger als fünf Prozent der Fälle enden in einer Verurteilung, wie es hieß. Misereor-Chef Pirmin Spiegel rief die mexikanische Regierung auf, das Verbrechen des Verschwindenlassens nicht länger herunterzuspielen und die Ursachen zu bekämpfen.