Schon vor Beginn des Ukraine-Krieges habe es weltweit mehr Geflüchtete und Binnenvertriebene als je zuvor gegeben, erklärte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Donnerstag in Aachen. "Humanitäre Krisen, etwa im Jemen, in Syrien, in Afghanistan oder im Kongo verschärfen sich zusehends, geflüchtete Menschen sind schon jetzt unterversorgt."
Die größte Gruppe der Binnenflüchtenden finde immer weniger Gehör bei internationalen Geberkonferenzen, brauche aber dringend eine stärkere finanzielle Unterstützung, mahnte er.
Begrenzte Mittel
Das Welternährungsprogramm müsse derzeit die Versorgung der Menschen im Südsudan verringern, da die Mittel zunehmend begrenzt seien. Auch in West- und Zentralafrika seien die humanitären Bedarfe für das laufende Jahr nach UN-Angaben zu bisher lediglich 18 Prozent finanziert.
Die durch den Ukraine-Krieg abermals gestiegenen Lebensmittelpreise würden zudem insbesondere die Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens absehbar in weitere Krisen und
Versorgungsengpässe treiben.
Ungleichbehandlung verschiedener Gruppen
"Der Krieg in der Ukraine verschärft den Hunger in der Welt, gefährdet damit die Versorgungslage und somit die Stabilität von Gesellschaften in ohnehin fragilen Kontexten im Globalen Süden", erklärte Spiegel.
Er begrüßte die Bereitschaft der EU-Staaten, Flüchtlinge aus der Ukraine unbürokratisch aufzunehmen und zu integrieren. "Dieser Ansatz mit schnellem Zugang zum Arbeitsmarkt sollte auch für weitere Gruppen angewendet werden", forderte Spiegel und beklagte zugleich: "Derzeit erleben wir eine Ungleichbehandlung verschiedener Gruppen Schutzsuchender trotz ähnlicher Ausgangslage."