Misereor fordert Stärkung der Friedensinitiativen

"Gewalt und Gegengewalt sind keine Verrechnungsmasse"

Das katholische Hilfswerk Misereor fordert, die Friedensinitiativen im Nahen Osten zu stärken. Trotz der Gefahren bekräftigten viele Partnerorganisationen dort, "dass sie ihre Arbeit jetzt erst recht weitermachen müssen und wollen".

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor / © Gordon Welters (KNA)
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor / © Gordon Welters ( KNA )

Das Hilfswerk erreichten viele Nachrichten von Mitarbeitenden der Partnerorganisationen, "die sich auf beiden Seiten der Grünen Linie für Verständigung, für Dialog, für dauerhaften Frieden eingesetzt haben und jetzt in Bunkern, in Kellern um ihr Leben fürchten", sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Donnerstagabend in Berlin. 

Hilfen nicht ganz einstellen

Spiegel warb dafür, die Hilfen aus dem Entwicklungsministerium (BMZ) für zivilgesellschaftliche Initiativen in den Palästinensergebieten nicht ganz einzustellen. "Für uns wäre es ein falsches Zeichen, wenn die Unterstützung mit Geldern aus dem BMZ ausgerechnet für diejenigen zivilgesellschaftlichen Akteure in Frage gestellt wird, die sich in der Region für Aussöhnung und Frieden einsetzen, besonders in der jetzigen Situation größter Not."

Was in Israel geschehe, sei eine Zäsur, sagte Spiegel. "Der Angriff der Hamas, den wir aufs Schärfste verurteilen, bringt unsägliches Leid über zahllose Menschen, Familien, Freunde und Nachbarn, weit über Israel hinaus." Man sei Zeuge einer "erschütternden, menschenverachtenden Brutalität".

Anteilnahme gilt der Zivilbevölkerung

"Für die Bevölkerung in Gaza ist die seit Samstag erfolgende Bombardierung als Reaktion der Israelis eine erneute Katastrophe", sagte Spiegel. Zugleich warnte er davor, den Terror der Hamas zu relativieren. "Gewalt und Gegengewalt sind keine Verrechnungsmasse", sagte Spiegel. "Unsere Gebete, unsere Solidarität und Anteilnahme gelten heute ganz besonders der Zivilbevölkerung in Israel und Palästina und all denen, die unter diesen Akten der Gewalt leiden und trotzdem an der Hoffnung eines friedlichen Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern festhalten." Spiegel äußerte sich beim Jahresempfang des katholischen Entwicklungshilfswerks.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA