Misereor kritisiert Entwicklungsarbeit in Afghanistan

"Eigentlich eine doppelte Bestrafung"

Das katholische Hilfswerk Misereor kritisiert die Aussetzung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan. Die von der Bundesregierung angekündigte Aussetzung "hat unsere Partner erschrocken".

Zwei Frauen in Kabul, Afghanistan / © timsimages.uk (shutterstock)
Zwei Frauen in Kabul, Afghanistan / © timsimages.uk ( shutterstock )

Das sagte der Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Misereor arbeite mit lokalen Organisationen und afghanischen Kräften am Hindukusch weiter. Diese sagten, dass dies "eigentlich eine doppelte Bestrafung" sei. Denn sie befänden sich in einer hoch desolaten und angstbesetzten Situation. Und in dieser Situation würden Gelder für die Projekte gestrichen. Spiegel betonte zugleich, dass die Gelder von Misereor für die Partner in Afghanistan aber weiter flössen.

Zu den Umständen angesichts der Machtübernahme der Taliban gab Spiegel den Bericht einer Partnerin wieder, die gesagt hatte, dass Bildungsprojekte in Gruppen in die Häuser verlegt worden seien und der Unterricht online erfolge. "Was einst zum Schutz vor Ansteckungen mit dem Coronavirus gedacht war", entpuppe sich auch jetzt als sinnvolle Schutzmaßnahme. Er zitierte die Partnerin mit den Worten: "Selbst wenn die Taliban den Frauen die Teilnahme am öffentlichen Leben und damit den Zugang zu Bildungseinrichtungen und die Aufnahme von Jobs verbieten, wird uns der Videounterricht helfen, unsere Töchter und Schwestern zu erreichen."

Misereor hat nach eigenen Angaben 2020 mit rund 66 Millionen Euro fast zehn Millionen Euro mehr Spenden erhalten als noch ein Jahr zuvor. Insgesamt hatte das Hilfswerk etwa 215 Millionen Euro zur Verfügung.

Quelle:
epd