"Auch mich erschüttern diese Berichte zutiefst", schreibt der katholische Theologe in einem Brief an Seelsorger, kirchliche Mitarbeiter und Ehrenamtliche seines Bistums. Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit dürften allerdings nicht kleingeredet werden.
Wilmer hatte vergangene Woche den 2010 gestorbenen Bischof Josef Homeyer kritisiert. Ein Kirchenmitarbeiter habe bereits vor 25 Jahren die Bistumsleitung über den Missbrauchsverdacht gegen den ehemaligen Jesuitenpater Peter R. informiert, sagte er. Der suspendierte Priester gilt als einer der Haupttäter im Missbrauchsskandal am Berliner Jesuiten-Gymnasium Canisius-Kolleg. Zwischen 1982 und 2003 arbeitete er im Bistum Hildesheim. Homeyer war von 1983 bis 2004 Bischof von Hildesheim.
"Furchtbar und nicht hinnehmbar"
"Im Umgang mit sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch haben wir in der Vergangenheit schwere Fehler gemacht", schreibt Wilmer. Schon das vor einem Jahr vorgestellte unabhängige Gutachten belege, dass Homeyer im Umgang mit mutmaßlichen Missbrauchstätern nicht konsequent genug gehandelt habe. "Das ist furchtbar und nicht hinnehmbar." Gleichzeitig könne er nachvollziehen, wie schmerzlich es sei, diese Dinge über den hoch geschätzten Bischof zu lesen und zu hören.
Er sei überzeugt, dass die Kirche von Hildesheim nur dann Vertrauen und Glaubwürdigkeit wiedererlangen könne, wenn den Betroffenen soweit nur möglich Gerechtigkeit widerfahre, betonte der Theologe. "Deshalb setze ich mich weiter für eine schonungslose Aufklärung der Fälle von sexuellem Missbrauch ein."
Einer kürzlich vorgestellten bundesweiten Studie zufolge wurden im katholischen Bistum Hildesheim in den vergangenen Jahrzehnten mindestens 153 Menschen Opfer von sexualisierter Gewalt. Beschuldigt sind der Erhebung zufolge 46 Priester, von denen zehn noch leben.