Die Studie biete "einen ersten breiteren Ansatz zur Erforschung und Analyse von Aspekten sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland".
An der Präsentation am Donnerstag nehmen den Angaben zufolge neben den Forschern Vertreter von Betroffenen und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) teil. Die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, will ein Statement abgeben.
Auch Betroffene waren an der Studie beteiligt
Die EKD hatte die Studie vor gut drei Jahren für rund 3,6 Millionen Euro in Auftrag gegeben. Die Forscher sollten alle Landeskirchen sowie die Diakonie mit einbeziehen. Die Studie enthält sechs Teilstudien, in denen Ursachen und Besonderheiten von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche untersucht werden.
Auch Betroffene waren an der Studie beteiligt. Ziel ist eine Gesamtanalyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt begünstigen und ihre Aufarbeitung erschweren.
Das Forscherteam arbeitet unter dem Titel "ForuM - Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland". Koordiniert wird es von dem Professor für Soziale Arbeit an der Hochschule Hannover, Martin Wazlawik.
Daneben sind die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim sowie die Universität Heidelberg beteiligt.
Bischöfin Fehrs rechnet mit mehr Fällen
Nach Einschätzung von Bischöfin Fehrs wird die Studie mehr als die bislang bekannten rund 900 Fälle aufführen. Auch andere Beobachter gehen von weit mehr Fällen aus.
Für die katholische Kirche in Deutschland war 2018 eine Studie über Missbrauchsfälle in ihren Reihen in den Jahren 1946 bis 2014 veröffentlicht worden.
Sie fand Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute. Die Studie war ein Auslöser des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg.