In Trier soll am Donnerstag ein weiterer Zwischenbericht über sexuellen Missbrauch im Bistum vorgestellt werden. Er umfasst die Amtszeit des amtierenden katholischen Bischofs Stephan Ackermann bis zum Jahr 2021 und die seines Amtsvorgängers Reinhard Marx (2002-2008). Wissenschaftler der Universität Trier wollen in einer Pressekonferenz umfassende Forschungsergebnisse präsentieren. Es ist bereits der dritte derartige Zwischenbericht über sexuellen Missbrauch an Kindern, Jugendlichen sowie hilfe- und schutzbedürftigen Erwachsenen.
Umfasst Amtszeit von Ackermann und Marx
Marx wurde 2007 von Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von München und Freising ernannt. Seine Amtseinführung erfolgte 2008, seine Erhebung in den Kardinalsstand 2010. Marx war von 2014 bis März 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Kardinal Marx hatte Papst Franziskus im Sommer 2021 seinen Rücktritt angeboten. Er begründete dies mit dem Wunsch, "Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten". Der Rücktritt wurde vom Papst abgelehnt.
Anzeige, Kritik und Zwischenberichte
Ackermann war von 2010 bis 2022 Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Deren aktueller Vorsitzender, der Limburger Bischof Georg Bätzing, war unter Bischof Ackermann seit November 2012 Generalvikar im Bistum Trier und trug damit die Verantwortung für die Verwaltung der Diözese, bevor er im September 2016 sein Amt als Bischof von Limburg antrat.
Im Oktober berichteten die "Rhein-Zeitung" und der "Trierische Volksfreund" von einer Anzeige gegen Ackermann. So habe eine Missbrauchsbetroffene gegen den Bischof eine kirchenrechtliche Strafanzeige bei Papst Leo XIV. eingereicht. In einem weiteren "Volksfreund"-Artikel war von Skepsis seitens der Betroffeneninitiative Missbit an der Arbeit der Historiker der Universität die Rede. Missbit warnte demnach vor wohlgefälligen Interpretationen jahrelanger Vertuschungen durch die Bistumsleitung und verwies namentlich unter anderem auf Marx, Ackermann und Bätzing.
Zwischenbericht 2024 thematisierte Bischof Spital
Im vergangenen Jahr präsentierte das wissenschaftliche "Projekt zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier" der Universität seinen Zwischenbericht über die Amtszeit von Bischof Hermann Josef Spital (1981-2001). In der Amtszeit des 2001 gestorbenen Bischofs gab es demnach mindestens 199 Missbrauchsbetroffene. Ackermann kritisierte, dass unter Spital der Schutz der Institution über den Rechten und Bedürfnissen von Betroffenen gestanden habe.
Ein früherer Teilbericht der Historiker wies bereits Bischof Bernhard Stein ein täterschützendes Verhalten während seiner Amtszeit (1967-1981) nach. Der nach ihm benannte Platz in der Trierer Innenstadt wurde inzwischen auf Beschluss der Stadt in "Platz der Menschenwürde" umbenannt. Auch im Bistum Augsburg wird am Donnerstag eine Missbrauchsstudie vorgestellt. Darin seien die Ergebnisse der bundesweiten MHG-Studie aus dem Jahr 2017 vertieft ausgewertet und um bekanntgewordene Fälle bis 2021 ergänzt worden, teilte die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese vorab mit.