Im Februar wird sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auf eine Reise in den Vatikan begeben. Für den Münchner Kardinal Reinhard Marx, der dem von Papst Franziskus einberufenen Kardinalsrat angehört, sind derartige Visiten eigentlich Routine. Doch diesmal ist alles etwas anders. Franziskus hat die Spitzen der Bischofskonferenzen sowie hochrangige Ordens- und Kurienvertreter nach Rom geladen, um mit ihnen über den weiteren Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche zu beraten.
Missbrauchsgipfel im Februar in Rom
Der "Missbrauchsgipfel" vom 21. bis 24. Februar wird, so viel steht jetzt schon fest, eine wichtige Wegmarke in Sachen Aufarbeitung und Prävention setzen. Denn auf Ebene der Weltkirche gilt noch stärker das, was manche Bischöfe aus Deutschland über die Diskussionen zwischen Hamburg und Passau andeuteten: Immer noch herrscht Uneinigkeit unter dem kirchlichen Führungspersonal, worin die wichtigsten Ursachen von Missbrauch liegen und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind.
Unterdessen hat die Auseinandersetzung mit dem Thema auch unter Protestanten an Fahrt aufgenommen. Auf ihrer Synode in Würzburg kündigte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im November gleich mehrere Studien an, in denen nicht nur das Verhalten von Geistlichen, sondern beispielsweise auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern untersucht wird. Erste Zwischenergebnisse sollen im Herbst 2019 vorliegen. Nicht nur die Betroffenen werden sehr genau darauf schauen, wie die Kirchen sich positionieren - auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, wird dies tun.
Evangelischer Kirchentag in Dortmund
Es geht nicht zuletzt um Glaubwürdigkeit - in einer Zeit, in der immer mehr Gewissheiten, vermeintliche und tatsächliche, schwinden, in der Shit-Storms und Fake News an die Stelle von ernsthaften politischen Auseinandersetzungen treten. Positiv gewendet, wächst der Bedarf an Orientierung - und die beiden Kirchen könnten darauf Antworten geben. Sei es im Kampf gegen den Klimawandel oder bei der Debatte um die Sozial- und Flüchtlingspolitik, sei es beim Streit um ein Werbeverbot für Abtreibungen oder die Zulassung von vorgeburtlichen Bluttests, bei denen Schwangere erfahren können, ob ihr Kind das Down-Syndrom hat.
All das steht 2019 auf der Agenda - genau wie der Evangelische Kirchentag vom 19. bis 23. Juni in Dortmund. Das Treffen im Ruhrgebiet wird wohl ein sehr politisches, nicht zuletzt dank Kirchentagspräsident Hans Leyendecker. Der renommierte Journalist bekräftigte allerdings, dass Vertreter der AfD nicht auf Podien eingeladen seien. Beim Vorgänger-Kirchentag 2017 in Berlin war das noch anders. Umgekehrt lief es übrigens bei den Katholikentagen: 2016 in Leipzig blieb die Afd außen vor, in Münster 2018 nahm der kirchenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Volker Münz, an einer Diskussionsrunde teil.
Geht das ZdK nach Berlin?
Die Kirchen und die Populisten: Ein Dauerbrenner geht 2019 in die nächste Runde. Endgültig geklärt werden soll dagegen im Mai die Frage, ob das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) seinen Sitz von Bonn nach Berlin verlegt. Zu den Personalien auf katholischer Seite gehört der 75. Geburtstag des Augsburger Bischofs Kornad Zdarsa am 7. Juni, der damit die für Bischöfe vorgeschriebene Altersgrenze erreicht. Im Bistum Fulda wird am 31. März der bisherige Freiburger Weihbischof Michael Gerber sein Amt als neuer Bischof antreten.
Ein Generationswechsel steht in der evangelischen Kirche an. Für gleich mehrere Landeskirchen wird 2019 eine neue Leitung gesucht. Die prominenteste Stelle ist die eines Nachfolgers für Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Anfang April fällt die Entscheidung, wer den prestigeträchtigen Posten inder Hauptstadt übernimmt.
In beiden Kirchen geht der Blick natürlich auch über den Tellerrand. Ein Karl-Barth-Jahr erinnert an den protestantischen Theologen aus der Schweiz, der vor 50 Jahren starb. Katholischerseits steht Mitte Januar das internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land auf dem Programm. Kurz darauf, vom 22. bis 27. Januar, findet der Weltjugendtag in Panama statt. Zumindest da sind positive Schlagzeilen garantiert.