Laut Medienberichten am Mittwoch überreichte der Opferverband Soca dem Erzbischof von Dublin und Primas von Irland, Diarmuid Martin, einen entsprechenden Brief mit der Bitte um Weiterleitung an den Vatikan.
Den Angaben zufolge möchte Soca mit Papst Franziskus vor allem über die finanzielle Verantwortung der Kirche in Entschädigungsfragen sprechen. Dies sei "eine Angelegenheit, die von den päpstlichen Behörden in Rom" gelöst werden müsse, heißt es in dem Brief.
Kompensationszahlung sei zu niedrig
Demnach ist der Opferverband über ein im Jahr 2002 beschlossenes Abkommen zwischen der katholischen Kirche und dem irischen Staat erzürnt. Die Kirche habe sich darin zu Kompensationszahlungen an Missbrauchsopfer in Höhe von 128 Millionen Euro verpflichtet, die aber nur einen Bruchteil der Gesamtlast von 1,3 Milliarden umfassen.
Auf diese Weise werde dem Steuerzahler die Hauptlast für die Entschädigung von Missbrauchsopfern in katholischen Einrichtungen aufgebürdet. Zudem sei die katholische Kirche ihrer Zahlungsverpflichtung immer noch nicht in voller Höhe nachgekommen und habe bis dato lediglich 85 Millionen Euro ausgezahlt.
Man sei "enttäuscht", dass die religiösen Ordensgemeinschaften trotz zahlreicher Untersuchungen zu sexuellem Missbrauch "nicht angemessen zur Rechenschaft gezogen wurden", heißt es in dem Brief weiter.
Papstbesuch zum Weltfamilientreffen
Eine Kommission zur Untersuchung von Kindesmissbrauch war im Jahr 2009 in einem umfassenden Bericht zu dem Schluss gekommen, dass sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen in mehr als 250 irischen Betreuungseinrichtungen der katholischen Kirche in den Jahren 1930 bis 1990 "weit verbreitet" waren.
Papst Franziskus wird zum neunten katholischen Weltfamilientreffen vom 21. bis 26. August 2018 in Dublin erwartet. Der Vatikan hatte seine Teilnahme Ende Januar bestätigt.