Das katholische Hilfswerk Missio Aachen hat an den deutschen Islamverband Türkisch-Islamische Union (Ditib) appelliert, sich für Religionsfreiheit in der Türkei einzusetzen. Er hoffe, dass der erste öffentliche Ruf eines Muezzins an der Ditib-Moschee in Köln "auch zum Weckruf für das umfassende Recht auf Religionsfreiheit von religiösen Minderheiten in der Türkei wird", sagte Missio-Präsident Dirk Bingener am Freitag in Aachen.
Politische Verantwortung
Bingener bezeichnete den öffentlichen Muezzinruf "als Zeichen von Normalität in einer offenen Gesellschaft, in der das Menschenrecht auf Religionsfreiheit für alle gleichermaßen gilt". Daraus erwachse für die Ditib aber gleichzeitig "die politische Verantwortung, sich als Teil der türkischen Religionsbehörde für dieses Menschenrecht und die gesellschaftliche Akzeptanz von Christinnen und Christen und anderen religiösen Minderheiten in der Türkei einzusetzen".
"Bürger zweiter Klasse"
Nach seinen Worten fühlen sich Christinnen und Christen in der Türkei oft als "Bürger zweiter Klasse". Beispielsweise sei das Recht christlicher Gemeinschaften auf die Ausbildung ihres theologischen Personals in der Türkei eingeschränkt. Religiöse Minderheiten würden auch in der Schule mit Blick auf den Religionsunterricht oder die Darstellung in Schulbüchern benachteiligt. Angehörige von christlichen Gemeinschaften und anderer Minderheiten erlebten in Sozialen Medien zunehmend Hassrede, die teilweise auch zu gewalttätigen Übergriffen führe, beklagte der Missio-Präsident.