Sankt Bonifaz, die Kirche der Benediktiner in der bayerischen Landeshauptstadt, war als Ort für den Festgottesdienst gut gewählt. Dort, wo der schlichte Sarkophag von König Ludwig I. (1786 bis 1868) steht, feierte das Missionswerk "missio München" am Pfingstwochenende sein Jubiläum. War es doch der Monarch gewesen, der vor 175 Jahren seine Zustimmung zur Gründung des Ludwigsverein gab, aus dem im Volksmund bald der "Ludwig Missionsverein" und später
"missio" wurde.
Seither war es der gottesfürchten bayerischen Bevölkerung erlaubt, den katholischen Glauben unter "Heiden und Ungläubigen" zu fördern sowie "Kultus- und Unterrichts-Anstalten und Missionen" zu unterstützen. Vor allem ging es um Nordamerika, wohin immer mehr Deutsche auswanderten. Was ihnen aber fehlte war seelsorglicher Beistand.
Solidarität reicht nicht aus
Zu den Feierlichkeiten am Samstag war der oberste Benediktiner, Abprimas Notker Wolf, aus Rom angereist, um mit missio-Präsident, Augustinerpater Eric Englert, die Messe zu zelebrieren. Wie überhaupt viele Ordensleute gekommen waren. Noch immer sind es vor allem sie, die weltweit Menschen in ihrer Not und ihrem täglichen Leben helfen. "Mir reicht Solidarität aber nicht aus", sagte der Abtprimas provokant. Die Christen seien alle aufgerufen, die Botschaft Jesu zu
verkünden, "aber frei von jeder physischen und psychischen Gewalt".
Wie sich Ordensleute von Anfang an, furchtlos in den Dienst der guten Sache stellten, zeigten beim Festakt im Sophiensaal Beispiele von Zeitgenossen aus allen Jahrhunderte. Der Abt von Metten, Wolfgang Hagl, erinnerte an Bonifaz Wimmer (1809 bis 1887). Der Gastwirtssohn aus der Oberpfalz, 1832 als Priester in die Benediktinerabtei eingetreten, war mit Tatkraft gesegnet. Mit 37 Jahren führte ihn sein Pioniergeist mit 19 Gefährten in die USA. Per Segelschiff traten sie die Reise an, in der Tasche ein paar Tausend Gulden vom Ludwig-Missions-Verein.
Für seine deutschen Schicksalsgenossen baute Wimmer die Seelsorge auf. Er gründete ein Kloster, wurde dessen Abt und errichtete nach guter bayerischer Sitte gegen den Widerstand des Ortsbischofs eine Brauerei. Als Wimmer am 8. Dezember 1887 starb, hatte sich die von ihm ins Leben gerufene amerikanische Benediktinerkongregation über den Kontinent ausgebreitet. Dem Tode nahe notierte er: "Keiner glaubte uns fähig, irgendetwas Bedeutendes zu vollbringen, und doch haben wir etwas vollbracht. Gottes Gnade war offensichtlich mit uns."
"Wir müssen den Menschen helfen, sich selbst zu helfen"
Auch die Gründerin der Armen Schulschwestern, Maria Theresia Gerhardinger (1797 bis 1879), besaß diese zupackende Art. Mit Selbstbewusstsein und Gottvertrauen ging die aus Regensburg stammende Tochter eines Schiffsmeister ihre Aufgaben an. Von Rückschlägen durch Kirche und Behörden ließ sie sich nicht unterkriegen. Die ausgebildete Lehrerin setzte etwa durch, dass ihr Orden der erste wurde, der keine männliche Leitung mehr brauchte. Vor allem aber lag
ihr die Ausbildung von Mädchen aus einfachen Familien am Herzen.
1847 reiste Gerhardinger sogar für ein Jahr in die USA, um Klöster und Schulen zu gründen. Heute sind die Schulschwestern mit rund 3.000 Schwestern in 31 Ländern auf vier Kontinenten vertreten. Ludwig I. sagte über Mutter Theresia: "Diese Frau weiß, was sie will. Und was sie will, ist groß gedacht." Seit einigen Jahren findet sich die Büste der 1985 seliggesprochen Ordensfrau auch in der Walhalla, der Ruhmeshalle für bedeutende Frauen und Männer der deutschen
Geschichte.
Weltweitig tätig sind auch die Dillinger Franziskanerinnen, seit 1976 in Indien. Sie setzten sich dort unter anderem für die Belange der Frauen ein, berichtete Generaloberin Schwester Roswitha Heinrich. Ein mit unter gefährliches Unterfangen für ihre Mitschwestern, bei dem sie mit einem Bein im Gefängnis stehen. Pallottinerbruder Bert Meyer berichtete von seinen zwölf Jahren in Kamerun. Dort vermittelte der gelernte Schreiner an junge Afrikaner, sogar an zwei Mädchen, sein
Handwerk. "Wir müssen den Menschen helfen, sich selbst zu helfen", forderte Abtprimas Wolf. Schon heute nämlich sagte mancher Afrikaner: "Bringt uns nichts mehr, ihr macht uns nur abhängig."