missio-Präsident fehlt Vermittlungsebene beim Synodalen Weg

Gleiche Fragen trotz unterschiedlicher Realitäten?

Der Synodale Weg leidet nach Ansicht von missio-Präsident Dirk Bingener auf Ebene der Weltkirche unter einem Vermittlungsproblem. Man müsse etwa mit der Kirche in Afrika "stärker in den Dialog kommen".

Katholischer Gottesdienst in Ghana / © James Dalrymple (shutterstock)
Katholischer Gottesdienst in Ghana / © James Dalrymple ( shutterstock )

"Da haben wir sicher zu wenig erklärt, was in der Rezeption oft zu unzutreffenden Vereinfachungen geführt hat." Man müsse "stärker in den Dialog kommen", um was es bei dem deutschen Reformprojekt gehe, forderte Bingener in einem Interview der Plattform katholisch.de.

Brief von 74 Bischöfen an den Synodalen Weg

Dirk Bingener / © Julia Steinbrecht (KNA)
Dirk Bingener / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Bingener äußerte sich mit Blick auf einen Offenen Brief, in dem 74 Bischöfe die Befürchtung äußern, die beim Synodalen weg angestrebten Änderungen könnten abermals in der Geschichte eine Kirchenspaltung von deutschem Boden auslösen. Neben Bischöfen aus den USA kommen viele Unterzeichner des Briefes aus afrikanischen Ländern.

Bingener warnte davor, "die Äußerung dieser Bischöfe als 'die' Stimme der Kirche Afrikas wahrzunehmen". In Afrika wachse die Kirche und sei gesellschaftlich sehr angesehen, stehe jedoch auch angesichts politischer Konflikte und sozialer Umwälzungen unter großem Druck. "Dazu kommen zum Teil existenzielle Probleme der Menschen, wenn es um Hunger und Armut geht." Auf all das müssten Kirchenvertreter eingehen. "Wer in einer solchen Realität lebt, kann die Diskussionen in Deutschland also durchaus als akademisch und lebensfern wahrnehmen - auch wenn ich diese Auffassung nicht teile", fügte der Chef des katholischen Hilfswerks hinzu.

Missbrauchsursachen beschäftigen auch Kirche in Afrika

Die "systemischen Ursachen" von Missbrauch beschäftigen laut Einschätzung von Dirk Bingener auch die katholische Kirche in Afrika. Allerdings seien die damit verbundenen Fragen in vielen Ländern noch stark tabuisiert, sagte der Präsident von missio Aachen. Zudem sind die Abhängigkeiten innerhalb der Kirche laut Bingener oftmals viel stärker ausgeprägt als in Europa.

"Wenn wir mit Ordensfrauen zum Thema Machtmissbrauch reden, sind viele vorsichtig mit öffentlichen Äußerungen", so der Chef des katholischen Hilfswerks. "Auch die Priester sind in einer viel größeren Abhängigkeit zu ihrem Bischof als ihre Amtsbrüder hier in Europa. Dadurch fällt es schwerer, Machtfragen zu thematisieren. Es sei denn, es wird durch Bischöfe oder Ordensobere gewollt und gefördert."

Brief arbeite viel mit Klischees

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte mit "Befremden" auf die in dem Offenen Brief enthaltenen Vorwürfe reagiert. Der Bischof von Limburg betonte, von der Gefahr einer Kirchenspaltung könne keine Rede sein.

Missio-Präsident Bingener kritisierte, der Brief arbeite viel mit Klischees zum Synodalen Weg. "Als ob es in den Beratungen lediglich um die angebliche Genderideologie oder Machtfragen einer Funktionärskirche gegangen sei und grundsätzlich weder das Volk Gottes noch die Freude am Evangelium in den hiesigen Prozessen eine Rolle spielen würden."

Bingener plädierte stattdessen für mehr Begegnungen zu Schlüsselthemen des Synodalen Wegs auch über digitale Kanäle. Das betreffe nicht nur den Dialog mit den Kirchen in den afrikanischen Ländern, sondern auch den Austausch "zwischen den Christinnen und Christen weltweit". Dies gelte darüber hinaus auch mit Blick auf die von Papst Franziskus angekündigte Bischofssynode zur Synodalität. 

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA