Missionarin der Nächstenliebe zu Mutter Teresas Geburtstag

"Sie hat im Anderen wirklich Christus gesehen"

"Wir können keine großen Dinge vollbringen - nur kleine, aber die mit großer Liebe", hat Mutter Teresa gesagt. Heute wäre ihr Geburtstag gewesen. Auch Schwester Lumena, Missionarin der Nächstenliebe, denkt dann besonders an ihre Ordensgründerin.

Mutter Teresa wäre am 26. August 2016 106 Jahre alt geworden.  / © Piyal Adhikary (dpa)
Mutter Teresa wäre am 26. August 2016 106 Jahre alt geworden. / © Piyal Adhikary ( dpa )

domradio.de: Denken Sie und Ihre Mitschwestern heute an Mutter Teresas Geburtstag besonders an Ihre Ordensgründerin?

Schwester Lumena: Selbstverständlich! Das ist ja immer so: Fast jeder, der eine Mutter hat, der denkt gerne an diese Mutter; und wir tun das ganz besonders. Für uns ist es ein besonderes Geschenk, jedes Mal an ihrem Geburtstag an sie zu denken. Und dazu gehört auch, jemandem ein kleines Geschenk zu machen. Mein persönliches Geschenk ist, dass ich im Gebet heute an alle gedacht habe, die jetzt Radio hören, besonders an die Einsamen und die, die traurig oder die krank sind.

domradio.de: Sie haben Mutter Teresa persönlich gekannt - als was für einen Menschen haben Sie sie erlebt?

Schwester Lumena: Das kurz zu sagen, ist nicht ganz einfach. Ganz prägnant war auf jeden Fall ihre Stärke. Sie hatte eine unheimliche Stärke, weil sie sich bewusst war, dass sie aus sich selber nichts kann. Deshalb hat sie sich ganz an das Herz Jesu geworfen und an der Hand Marias hat sie sich gestärkt - mit dem Rosenkranz also. Außerdem hat sie täglich in der Heiligen Messe, in der Beichte und in der Anbetung Kraft geschöpft. Und aus dieser Kraft heraus hat sie Gott nichts verweigert; ich glaube, das hat sie groß gemacht. In der Begegnung mit ihr hatte man immer das Gefühl, es zählt in diesem Moment kein anderer Mensch. Für sie waren das nicht nur Worte, wenn sie gesagt hat "Ich sehe in dem Anderen Christus", sondern das hat man gespürt. Da gab es niemand und nichts mehr, der zählte, außer dem, der ihr gegenüber saß.

domradio.de: In gut einer Woche - am 4. September - da spricht Papst Franziskus Mutter Teresa auf dem Petersplatz in Rom heilig. Was bedeutet das für die Missionarinnen der Nächstenliebe?

Schwester Lumena: Zunächst einmal ist das für uns ein riesengroßes Geschenk der Barmherzigkeit Gottes. Er ist barmherzig mit unserem Orden, denn er kennt alle unsere Schwächen. Wir versuchen, kleine Dinge mit großer Liebe zu tun. Aber auch wir sind barmherzigkeitsbedürftig. Das heißt, wir brauchen andauernd die Gnade Gottes, dass wir das richtig anpacken, dass wir ihrem Erbe gerecht werden. Weil es ja nicht ein Erbe ist, das einfach nur von einem Menschen weiter gegeben wird, sondern es geht um eine Liebesbeziehung, die zurückgreift auf Gott. Gott hat uns dieses große Erbe anvertraut, und wir wollen es nicht zerstören. Deshalb brauchen wir auch sehr viel Gebet. 

domradio.de: Wie würden Sie persönlich das formulieren: Was ist heilig an Mutter Teresa?

Schwester Lumena: Das Heilige eines Menschen ist nicht so sehr das, was er tut; das ist ja "nur" die Auswirkung von dem, was er ist. Mutter Teresa war in Gott so verbunden, war so eins mit Gott und hatte nur eins im Sinn – und das war, durch die Liebe zum Nächsten seinen Durst am Kreuz zu stillen. "Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!" – Diese Überzeugung war so eins mit Mutter Teresa, dass sie gar nichts Anderes mehr im Sinn hatte. Und alles was verletzlich war oder was Riesenfreude war, ging für sie alles in die große Gabe Gottes ein, aber das hat sie persönlich nicht mehr berührt. Ihr Drang, Seelen zu Gott zu führen, war sehr, sehr groß. Und das macht ihre Heiligkeit aus. Alles andere, was sie dann gemacht hat, war der Ausdruck dieser großen Liebe, die sie zu Gott hatte.

domradio.de: Wie versuchen Sie und Ihre Mitschwestern in der Essener Niederlassung Ihres Ordens, das Erbe von Mutter Teresa weiterzuführen? 

Schwester Lumena: Wir versuchen natürlich, das Erbe lebendig halten, indem wir es leben. Da brauchen wir dieselben Mittel, die auch Mutter Teresa brauchte: wir brauchen die Heilige Messe, wir brauchen die Anbetung, wir brauchen das tägliche Gebet, wir brauchen die Beichte. Das ist das, was ich jedem empfehlen kann, das ist die Quelle. Dort können wir auftanken und können wir aus Gottes Kraft schöpfen. Was wir dann tun, ist, die Menschen aufzusuchen, die immer am Rande sind, die niemanden haben, die einsam sind, die verlassen sind. Das kann in Altenheimen sein, das kann in Krankenhäusern sein, das ist auf der Straße, das sind die Abhängigen verschiedener Süchte. Wir haben hier auch eine Suppenküche, wo die Leute einfach willkommen sind. Wer will, kann herkommen und kann reden, kann auch still dabei sein, kann ein Gespräch suchen, kann Hilfe anfordern. Wichtig ist uns dieses Gefühl des Zuhauseseins, des Angekommenseins in einer Familie.

Das Gespräch führte Milena Furmann.


Quelle:
DR