Der Vatikanbahnhof dient seit Jahren als Luxuskaufhaus für die Mitarbeiter des Papstes und beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten. Von Gleis eins aus gibt es ab sofort erstmals seit der Gründung des Vatikanstaats im Jahr 1929 eine reguläre Zugverbindung nach Castel Gandolfo. Papst Franziskus öffnet die dortige Papstresidenz als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche für die Öffentlichkeit. Besucher können samstags vom Vatikanbahnhof oder der nächsten außerhalb des Vatikans gelegenen Stazione S. Pietro aus nach Albano fahren, um von dort mit Shuttle-Bussen die Papstresidenz zu erreichen.
Zug verkehrt nur samstags
"Franziskus hat beschlossen, die exklusivste Residenz der Welt mit dem populärsten aller Verkehrsmittel zugänglich zu machen", sagte der Leiter der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, bei der Einweihung der Zugverbindung mit einer Dampflok, deren Rauch die weißen Hemden der Honoratioren schwärzte. "Ich hoffe, dass diese Reise künftig auch an anderen Tagen möglich wird." Bislang fährt der Zug nur am Samstag. Fahrkarten können ausschließlich auf der Internetseite der Vatikanischen Museen erworben werden. Die Passagiere werden nicht in historischen Zügen ohne Klimaanlage sitzen, sondern in modernen Abteilen.
"Für 8.000 Euro kann man auch einen Zug vom Vatikan nach Castel Gandolfo chartern", betonte der Direktor der Stiftung der italienischen Bahngesellschaft, Luigi Cantamessa, bei der Jungfernfahrt. "Wenn man bedenkt, dass Platz für 300 Passagiere ist, ist das nicht teuer", sagt der Mann, dessen Name sich passend zur Einweihung der ersten regulären Bahnverbindung vom Vatikan nach Italien mit "Messesänger" übersetzen lässt.
Päpstliche Gemächer bleiben verschlossen
Nach der Fahrt durch die Hügel der seit der Goethe-Zeit von deutschen Malern geschätzten römischen Campagna bietet sich von der Terrasse des 30 Kilometer südöstlich von Rom gelegenen Apostolischen Palastes aus ein malerischer Blick auf den Albaner See. Bislang genossen hier nur die Päpste und ihre Gäste die Sommerfrische. Papst Benedikt flog nach seinem Rücktritt vor zweieinhalb Jahren per Hubschrauber nach Castel Gandolfo, um dort den Umbau eines Klosters im Vatikan zum päpstlichen Alterssitz abzuwarten.
Die päpstlichen Gemächer des im 13. Jahrhundert errichteten Apostolischen Palastes von Castel Gandolfo bleiben auch künftig neugierigen Blicken verschlossen. Stattdessen können Besucher eine Galerie mit Papstportraits anschauen aus der Zeit seit dem Umbau des Gebäudes zur Papstresidenz im 17. Jahrhundert bis hin zu einer Darstellung von Franziskus. Das Portrait des Amtsinhabers ist größer als das seiner ernst bis streng blickenden Vorgänger. Es zeigt den ehemaligen Erzbischof von Buenos Aires lächelnd auf einem Thronsessel vor einer mit prächtigen Marmorintarsien verzierten Wand. Unter den weißen Papstgewändern lugen allerdings mit großem Realismus ausgearbeitete äußerst abgetragene schwarze Schuhe hervor.
Biobauernhof inklusive
Für 40 Euro können Interessierte künftig samstags die Vatikanischen Museen besuchen, durch die Vatikanischen Gärten zum Bahnhof wandern, mit dem Zug an einem der antiken Aquädukte entlang nach Albano fahren, um dort in Shuttle-Busse umzusteigen. Neben dem Besuch im Papstpalast von Castel Gandolfo beinhaltet das Programm auch eine Tour durch die an die päpstliche Sommerresidenz angrenzenden päpstlichen Gärten der Villa Barberini mit ihrem Giardino all'italiana, den Resten des Residenz des römischen Kaisers Domitian und dem Biobauernhof des Papstes.