Mit Jim Yong Kim leitet künftig ein Arzt die Weltbank

Obamas geschickter Schachzug

Er tanzt und singt mit seinen Studenten. Eine Frischzellenkur könnte Jim Yong Kim auch der Weltbank verpassen, wenn er im Juli deren Leitung übernimmt. Der Amerikaner mit koreanischer Herkunft ist der erste Mediziner auf dem Chefposten.

Autor/in:
Susann Kreutzmann
 (DR)

Es war ein geschickter Schachzug: Als US-Präsident Barack Obama im März den Arzt Jim Yong Kim als Kandidaten für den Chefposten der Weltbank nominierte, war dieser in der Finanz- und Wirtschaftswelt zwar nahezu unbekannt. Doch am Montag wurde er gewählt. Wie stets in der 68-jährigen Geschichte der Weltbank stellen damit wieder die USA den Chef. Aber Kim hat asiatische Wurzeln: Er ist in Südkorea geboren und kam als Fünfjähriger mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten.



Der künftige Weltbank-Präsident ist kein Ökonom, aber er kennt die Armut und die Arbeit internationaler Organisationen in Entwicklungsländern. "Der Leiter der Weltbank sollte ein umfassendes Verständnis von Entwicklungspolitik haben", sagte denn auch Obama zu seinem Vorschlag. Mit der Nominierung eines Arztes verbindet er auch die Hoffnung, dass der Kampf gegen Krankheiten hohe Priorität bekommen wird. Wenn die Bevölkerung gesund sei, mache dies Wachstum und Wohlstand möglich, sagte Obama. Deshalb sei Kim besser qualifiziert als jeder andere Bewerber.



Der 52-jährige Kim ist ein international angesehener Gesundheitsexperte und früherer Harvard-Professor, der bei der Weltgesundheitsorganisation das Anti-Aids-Programm geleitet hatte. Er hat einen Doktortitel in Medizin und einen in Anthropologie. Einen Namen machte er sich als Experte für Tuberkulose. Derzeit leitet er das private Dartmouth College im Bundesstaat New Hampshire, das zu den Elite-Universitäten gezählt wird. In den 80er Jahren gründete Kim mit anderen die humanitäre Organisation "Partners in Health", die sich in Haiti, Peru, Russland, Ruanda, Lesotho und Malawi für die medizinische Behandlung von Aids-Kranken einsetzt.



Erster Weltbankpräsident, der nicht Banker oder Politiker ist

Erhoffen sich Kims Anhänger frischen Wind für die Weltbank, monieren Kritiker, dass es ihm an Erfahrung über den Gesundheitssektor hinaus fehle. Sie hegen Zweifel, ob er die fälligen Reformen der Institution mit ihren 10.000 Mitarbeiterin anstoßen kann. Die Weltbank versteht sich als Flaggschiff im Kampf gegen die weltweite Armut und ist der wichtigste Finanzier von Entwicklungsprojekten in den ärmsten Ländern. Zu ihren Programmen gehören Straßenbau, Energie und Wasserversorgung.



Kim wird der erste Weltbankpräsident, der nicht Banker oder Politiker ist. Er selbst versuchte, Zweifel an seiner Person zu zerstreuen. Auf einer Bewerber-Reise durch Asien, Afrika und Lateinamerika versprach er, die Weltbank offener für die Probleme ärmerer Staaten und ihre Bedürfnisse zu machen. Vielleicht wird er ein Weltbank-Präsident, der auf Augenhöhe mit Politikern und Bankern in Entwicklungsländern sprechen kann, die sich oft dem Diktat einer US-gesteuerten mächtigen Institution ausgeliefert sehen.



Der Sohn eines Zahnarztes ist mit einer Kinderärztin verheiratet und Vater von zwei Jungs. Dass er auch Sinn für Humor hat, beweist ein Video auf youtube. Dort rappt und steppt er zusammen mit seinen Studenten auf einer Universitätsfeier zu dem 80er-Jahre-Hit "Time of my Life". Nicht nur auf der Tanzfläche, auch beim Sport macht Kim eine gute Figur. Sogar US-Präsident Obama lobte den ehemaligen Basketball-Champion.