Die Menschen sollten innerhalb weniger Stunden auf das italienische Festland gebracht werden. Am Abend hatte die Staatsanwaltschaft im italienischen Agrigent die Beschlagnahmung der "Open Arms" verfügt. Der Anordnung zufolge sollten zudem alle an Bord befindlichen Migranten an Land gebracht werden. Der zuständige Staatsanwalt Luigi Patronaggio traf die Entscheidung, nachdem er sich in Begleitung von zwei Ärzten an Bord des Schiffs einen Eindruck von der Lage verschafft hatte.
Die Staatsanwaltschaft nahm im Zusammenhang mit der Blockade der "Open Arms" Ermittlungen wegen Geiselnahme auf. Sie ermittelt überdies wegen unterlassener Hilfeleistung durch Behördenvertreter.
Bereits in der Nacht zuvor waren acht Flüchtlinge und ein Mitarbeiter der Crew aus medizinischen Gründen von Bord geholt worden. Die "Open Arms" hatte am 1. August 123 Menschen und später noch einmal 39 Menschen aus Seenot gerettet. Italien nahm zunächst Schwangere und Kranke, später unbegleitete Minderjährige von Bord.
Regierungskrise in Italien
Ex-Premierminister Matteo Renzi (Linksdemokraten) sagte am Dienstag im Senat in seinem Redebeitrag, er respektiere Salvinis religiösen Glauben. Der Innenminister solle jedoch das Matthäus-Evangelium lesen, in dem es auch um die Aufnahme Bedürftiger gehe. "Wenn Sie an diese Werte glauben, lassen sie die Menschen von Bord, die immer noch blockiert sind, Opfer einer beschämenden Politik", so Renzi.
Indirekt spielte er damit auf das vor Lampedusa liegende Rettungsschiff "Open Arms" an. Diesem verweigerte Salvini bis zuletzt, die aus dem Mittelmeer geretteten Migranten in Italien an Land zu lassen. Am Dienstagabend verfügte die italienische Staatsanwaltschaft die Beschlagnahmung der "Open Arms"; die noch an Bord befindlichen 83 Migranten durften an Land. Zuvor hatte sich der zuständige Staatsanwalt Luigi Patronaggio in Begleitung von zwei Ärzten an Bord des Schiffs einen Eindruck von der Lage verschafft.